Von Wolf-Dieter Obst

Früher waren es eher Bagatelldelikte: Gestohlene Fahrräder zählten eher nicht zu den schweren Verbrechen, die die Bevölkerung beunruhigten. Für die Polizei gehört dieses Massendelikt zu einer der undankbarsten Aufgaben. Ein gestohlenes Fahrrad ist nur schwer zu finden, und oft fehlt es an der Rahmennummer. Fahndungen sind so aussichtslos - viele sichergestellte Räder lassen sich nicht zuordnen. Derweil sind Fahrräder immer hochwertiger und teurer - und für Diebesbanden immer lukrativer. Vor allem mit dem Siegeszug der Elektrofahrräder tun sich auf dem Schwarzmarkt neue Geschäftsfelder auch für Straftäter auf.

Die Polizei hat mit der Entwicklung offenbar nicht Schritt gehalten. Zwar gibt es eine Datenbank für die Sachfahndung, aber selten zentrale Ermittlungen, um gewerbsmäßige Strukturen schneller zu erkennen. So werden auf Fernstraßen Kuriere mit einer Vielzahl gestohlener Fahrräder aufgespürt - und am Ende auf freien Fuß gesetzt. Dass die Verdächtigen alle aus einer Region, etwa einer Tiefebene in Ungarn, stammen, fällt den Beamten nicht auf. Die Diebe tarnen sich als Altmetallhändler - damit gestohlene Räder in der Ladung nicht auffallen. Bessere Strukturen bei der Polizei könnten hier die Aufklärungsquote und den Abschreckungseffekt für Täter steigern. Derweil aber müssen sich Fahrradbesitzer unbedingt bessere Schlösser besorgen.