Von Andreas Herholz

Emmanuel Macron ist am Ziel. Frankreichs neuer Staatspräsident hat seinen Triumph perfekt gemacht. Seine Bewegung La République En Marche geht wie erwartet auch erfolgreich aus der zweiten Runde der Wahl zur Nationalversammlung hervor und erzielt eine historische Mehrheit. Der liberale Senkrechtstarter hat den parlamentarischen Rückhalt für die notwendigen Reformen, den er so dringend braucht. Die Franzosen wollen zwar den Wandel und setzen auf einen Neuanfang mit dem jungen Präsidenten der Mitte. Dass sie aber auch hinter den von ihm geplanten tiefen Einschnitten stehen werden, mit denen er die Grande Nation wieder auf Wachstums- und Erfolgskurs führen will, ist eher zu bezweifeln.

War gerade noch der Abgesang auf Europa und der Durchmarsch der Rechtsnationalisten von Marie Le Pen und ihres Front National prophezeit worden, haben die französischen Wählerinnen und Wähler ein eindrucksvolles Zeichen gegen die Anti-Europäer gesetzt. Macron muss schnell beweisen, dass das überwältigende in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt ist. Bevor er mit seiner Reformarbeit überhaupt begonnen hat, haben die Gewerkschaften mit Protesten deutlich gemacht, dass sie seinen Weg so nicht mitgehen wollen. Der Präsident muss liefern, Erfolge erzielen, sonst dürfte es mit der jetzt bejubelten Macronmania schnell wieder vorbei sein.