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Von Teresa Dapp

Berlin - Die Grünen stecken im Umfragetief, aber sie hoffen im Endspurt des Bundestagswahlkampfs immer noch auf Platz drei. Traditionell tritt die Öko-Partei mit einer Doppelspitze an. Cem Özdemir und Katrin Göring Eckardt im Kurzporträt.

Cem Özdemir: Denkbar knapp hat die Grünen-Basis den Parteichef zum Spitzenkandidaten gewählt. 76 Stimmen machten den Unterschied. Seine Anhänger finden, er sei für diesen Wahlkampf genau der Richtige. Als Sohn türkischer Gastarbeiter wirke seine Kritik an der türkischen Regierung glaubwürdig. Als Schwabe verbinde man ihn mit dem beliebten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Er tauche auch regelmäßig in der Liste der beliebtesten Politiker auf - aktuell auf Platz fünf.

Gern erzählt Özdemir von seinem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen in Bad Urach und von seiner Ausbildung als Erzieher. Integration ist eines der wichtigsten Themen des Realpolitikers. Viele trauen ihm zu, in einer Koalition Außenminister zu werden.

Niemand stand länger an der Spitze der Ökopartei. Seit 2008 ist er Vorsitzender, noch einmal wird er sich wohl nicht zur Wahl stellen. Bei den Grünen ist der 50-Jährige seit 1981 und zog 1994 als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag ein. Von 2004 bis 2009 war Özdemir Abgeordneter des EU-Parlaments.

Katrin Göring-Eckardt: Dass keine Frau vom linken Parteiflügel der Realo-Politikerin die Spitzenkandidatur streitig gemacht hat, werten Parteifreunde als Beweis für die starke Stellung der 51-Jährigen. Sie macht den Job schon zum zweiten Mal. Anders als Co-Kandidat Jürgen Trittin rückte sie nach der Wahl 2013 nicht in die zweite Reihe, sondern wurde Chefin der grünen Bundestagsfraktion. Das war sie auch schon von 2002 bis 2005.

Im Bundestag sitzt Göring-Eckardt seit 1998. Der fünffachen Großmutter liegt Soziales besonders am Herzen. Für Bürgerrechte argumentiert sie oft mit ihren Erfahrungen in der DDR. Die Thüringerin war 1989 an der Gründung der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt beteiligt, die im Bündnis 90 aufging. Ihr Theologiestudium schloss die passionierte Joggerin nicht ab, in der evangelischen Kirche ist sie bis heute aktiv. Göring-Eckardt wird manchmal als langweilig kritisiert, kann aber auch scharf angreifen.