Renate Pilz Quelle: Unbekannt

Von EZ-Chefredakteur Gerd Schneider

„Wenn Du Dich nicht entscheidest, verlasse ich Dich! - Deine Demokratie“: Auf diesen Slogan werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in den nächsten Wochen oft in der Eßlinger Zeitung stoßen. Auf großflächigen Anzeigen rufen bekannte und weniger bekannte Bürger aus der Region dazu auf, bei der Bundestagswahl am 24. September wählen zu gehen. Sie erklären, warum sie es für ihre Pflicht halten, ihre Stimme abzugeben.

Gewiss, bei der Wahl im September geht es - wie alle vier Jahre - vornehmlich darum, wer das Land regiert. Aber dieses Mal, gerade dieses Mal, geht es nach unserer Überzeugung um mehr. Die Wahl ist ein Lackmus-Test für die Gesellschaftsform, in der zu leben wir gewohnt sind und in der wir auch in Zukunft leben wollen. Jeder Bürger, der zur Wahl geht, gibt einer Partei und einem bestimmten Kandidaten seine Stimme. Aber zugleich legt er damit ein Bekenntnis ab: für die Freiheit und für die Demokratie.

Gegen Extremismus

Dass sich die Eßlinger Zeitung gerade jetzt erstmals zu einer solchen Kampagne entschlossen hat, kommt nicht von ungefähr. Seit der vergangenen Bundestagswahl ist so viel passiert, dass es einem vorkommt, als wäre viel mehr Zeit vergangen als die vier Jahre, die eine Wahlperiode dauert. Und reden wir nicht um den heißen Brei herum: Die Welt hat sich verändert - in einer Art und Weise, die wir uns noch vor einiger Zeit nicht hätten vorstellen können. Islamistische Extremisten überziehen unsere Länder und Städte mit Terror. In Europa machen sich nationalistische Strömungen und Populisten breit. Die Türkei ist auf dem Weg in eine Diktatur. Und die Vereinigten Staaten von Amerika, unsere große Schutzmacht, haben einen Präsidenten, der nicht immer im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu sein scheint.

Angesichts solcher Entwicklungen machen viele von uns erstmals in ihrem Leben die Erfahrung, dass Demokratie kein Naturzustand ist. Sie muss immer wieder aufs Neue verteidigt werden, und sie braucht Unterstützung - von uns, den Bürgern. „Wählen gehen ist die einfachste und wirksamste Form der Unterstützung“, sagt Andreas Heinkel, Geschäftsführer des Bechtle-Verlags, in dem die Eßlinger Zeitung erscheint. „Daran wollen wir unsere Leser erinnern, gerade in Zeiten von Fake News und populistischen Strömungen.“ Und weil die Sache so wichtig ist, klingt unser Slogan wie eine Drohung. Die Kampagne soll aufrütteln.

Die erste Anzeige ist heute in der EZ. Für sie hat sich Christian Gentner zur Verfügung gestellt, der Kapitän des VfB Stuttgart. „Wer nicht wählt, wählt definitiv den falschen Weg“, so lautet seine Botschaft. Die Esslinger Vorzeige-Kabarettisten „Galgenstricke“ sind dabei, ebenso der Stuttgarter Börsenchef Michael Völter, Friedrich Schirmer, der Intendant der Württembergischen Landesbühne, der Esslinger Hochschulrektor Christian Maercker, die Unternehmerin Renate Pilz, Christoph Sonntag, ein weiterer bekannter Kabarettist, sowie MargareteWeißinger, eine treue Leserin, die seit 40 Jahren EZ-Abonnentin ist. Aus der Welt des Sports dienen neben VfB-Profi Gentner drei weitere Figuren unserer Kampagne als Kronzeugen: der frühere Paralympics-Leistungssportler Matthias, Berg, die Esslinger Wasserball-Koryphäe Patrick Weissinger und Julie Hölterhoff, die höchst erfolgreiche Judokämpferin vom KSV Esslingen, die unseren Lesern heute von der Titelseite entgegen blickt.

Aus Überzeugung zur Wahl

Nicht zuletzt, und das verdient angesichts der Umtriebe des sultanhaften Recep Tayyip Erdogan besondere Erwähnung, macht auch ein Mitbürger türkischer Herkunft bei unserer Kampagne mit: Ali Izmir, langjähriger Hochdorfer Gemeinderat für die Fraktion „Die Mitte“. Seine Erklärung dafür klingt so: „Wir leben hier, sind ein Teil vom Ganzen, deshalb sollten wir auch die Möglichkeit nutzen und unser Stimmrecht wahrnehmen. Ich gehe aus Überzeugung wählen!“