Trainer Christian Streich hat alles im Griff. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Ralf Mittmann

Freiburg - Aufgestiegen, ein bisschen Lehrgeld gezahlt, dann immer frecher, selbstbewusster und auch erfolgreicher geworden: Die vergangene Saison war eine großartige für den SC Freiburg, die mit dem vorher nie erwarteten siebten Platz gekrönt wurde. Und jetzt? Nichts Neues im Süden, der möglichst früh sichergestellte Klassenverbleib ist wieder Saisonziel in Freiburg.

Was ist geblieben vom vergangenen Spieljahr?

Positives und, nein, nicht Schlechtes, sondern Altbekanntes. Erfreut war Trainer Christian Streich über die mentale Stärke seiner Fußballer, die sich von gelegentlichen Tiefschlägen nie haben irritieren lassen. Großartig empfand er den Zusammenhalt, der es ermöglichte, auch grobe Schnitzer einzelner mit einer anderswo so nicht gekannten Leichtigkeit aufzufangen. Das wird weiterhin so sein. „Weil die Jungs alle einen super Charakter haben“, wie Streich betont. Und das Altbekannte? Wieder sind mit Vincenzo Grifo und Maximilian Philipp zwei Leistungsträger gegangen. Grund zu Lamentieren ist das für Streich freilich nicht. „Auch wenn wir die Spieler weitergebracht haben, können wir ihnen den nächsten Schritt doch nicht verwehren.“

Warum hat der SC Freiburg erst zwei neue Spieler verpflichtet?

Mit dem Abwehrspieler Philipp Lienhart (20 Jahre) von Real Madrid und dem offensiven Mittelfeldspieler Bartosz Kapustka (20) von Leicester City, beides ausgeliehene Kicker aus der Kategorie Rohdiamanten, sind bis jetzt erst zwei neue Kräfte dazugekommen. Das Geschäft für die Sportdirektoren Jochen Saier und Klemens Hartenbach ist schwierig, die Preise auf dem Spielermarkt bewegen sich auf einem vorläufigen Allzeithoch. So haben sie beim Sportclub für Grifo und Philipp über 25 Millionen Euro eingenommen. „Jetzt denkt jeder, wir schwimmen im Geld“, sagt Saier. Verglichen mit früher könnte man das so sehen, aber dass man nun exorbitante Forderungen anderer Vereine erfüllen soll, kommt nicht in die Tüte. Der Trainer findet, dass sein Sport „gesellschaftlich eine Bedeutung erreicht hat, die nicht mehr angemessen ist“ - weitere Zugänge hätte er trotzdem gerne: „Denn so wird es nicht reichen.“ Das hat sich in der Qualifikation zur Europa League mit dem Aus gegen d NK Domzale bestätigt. Dem 1:0 im Hinspiel folgte ein 0:2 im Rückspiel.

Ist Streich froh, dass die Gruppenphase der Europa League verpasst wurde?

Europa hätten sich die Spieler durch ihre guten Leistungen verdient, hatte Streich immer wieder gesagt und ergänzt, „die Erlebnisse, die wir vor vier Jahren in Europa gehabt haben, waren besondere.“ Der Trainer hatte aber auch erklärt, dass eine Europa-League-Belastung mit Blick auf das Abschneiden in der Bundesliga „schwierig“ sei. Nach dem Scheitern heißt es nun: Auf die Liga freuen, ranklotzen.

Wie sieht derzeit die erste Elf des Sportclubs aus?

Bis auf Grifo und Philipp sind alle Leistungsträger geblieben. Deren Selbstvertrauen ist ungebrochen - aus gutem Grund. Schon in der vergangenen Saison haben die Freiburger mehrere Spiele erfolgreich ohne die beiden bestritten. Florian Niederlechner gibt sich forsch: „Ich glaube, wir können wieder eine gute Rolle spielen.“ Möglich ist, dass Bundesliga-Rekordjoker Nils Petersen öfter von Anfang an spielt. Streichs Gedanken kreisen auch um andere Personen. So könnte Mike Frantz, zuletzt meist zentral im Mittelfeld, wieder offensiver auftreten, auch Jannik Haberer könnte eine Art zweite Spitze geben. Wichtig: Der Deckungsverbund und das defensive Mittelfeld sind eingespielt - soU-21-Europameister Marc-Oliver Kempf nicht doch noch den Absprung macht.

Wo will der SCF diesmal hin?

Wie immer ans rettende Ufer. In der starken Vorsaison hatte der SCF Anfang April ein richtungweisendes Spiel in Wolfsburg. Gerade hatte man gegen Bremen 2:5 verloren und eine Niederlage bei den Wölfen hätte die Freiburger mit in den Abstiegskampf gezogen. Doch Streichs Charakterköpfe siegten 1:0 und machten sich ab in Richtung Vorderfeld. „Das war eng - und bei uns wird es immer eng sein“, sagt Streich. „Wir wollen es wieder gut machen“, sagt der SC-Coach, „damit wir im Mai 2018 auf einem Tabellenplatz stehen, der uns ein weiteres Jahr in der Bundesliga mitspielen lässt.“

Zu- und Abgänge

Zugänge: Philipp Lienhart (ausgeliehen von Real Madrid), Bartosz Kapustka (ausgeliehen von Leicester City); zurück sind die bislang ausgeliehenen Tim Kleindienst (1. FC Heidenheim), Caleb Stanko (FC Vaduz) SV Sandhausen).

Abgänge: Vincenzo Grifo (Borussia Mönchengladbach/6-7 Millionen Euro), Maximilian Philipp (Borussia Dortmund/ca. 18-20 Millionen), Havard Nielsen (Fortuna Düsseldorf/400 000 Euro), Marc Tórrejon (Union Berlin/ablösefrei), Jonas Föhrenbach (Karlsruher SC/ausgeliehen).