Rani Khedira kommt von RB Leipzig zum FC Augsburg. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Johannes Graf

Augsburg - Wenn über Abstiegskandidaten diskutiert wird, zählt der FC Augsburg zum Kreis der Kandidaten. Seit sechs Jahren geht das so. Und jedes Mal haben die Augsburger bewiesen, dass sie Bundesliga können.

Ist der FC Augsburg ein Abstiegskandidat?

Verantwortliche betonen mantramäßig, wie klein sie doch im Konzert der Großen sind. Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport, wird nimmermüde zu sagen, man müsse drei Teams finden, die am Ende der Saison hinter dem FCA stehen. In dieser Saison dürfte das gegenüber den vergangenen Spielzeiten schwieriger werden. Mit Hannover 96 und dem VfB Stuttgart bereichern Aufsteiger die Liga, die zum Establishment gehören. Daher sagt Reuter: „Die Konkurrenz ist gewaltig. Wir sind sehr glücklich, im siebten Jahr in Folge in der Bundesliga zu spielen. Unser Ziel ist es, uns dauerhaft da festzusetzen.“

Wo liegen Augsburgs Stärken?

Der Verein hat in der Vergangenheit wiederholt bewiesen, dass er mit Krisen umgehen kann. Besonnen reagierte er auf sportlichen Misserfolg, hielt öffentlichem Druck stand und hielt lange an Trainern fest. Wenn sich die Lage im Abstiegskampf zuspitzte, zogen Verantwortliche und Mannschaft an einem Strang. Das zeigte sich am Ende der vergangenen Saison, als der FCA gegen Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim punktete.

Warum hat der FCA einen derart aufgeblähten Kader?

Als der Bundesligist jüngst sein offizielles Mannschaftsfoto schießen ließ, kam dieses wohl nur einer Momentaufnahme gleich. 36 Profis haben die Augsburger derzeit in ihrem Kader, zum Trainingslager nach Innsbruck reisten sie mit zwei Mannschaftsbussen. Dass der Kader derart aufgebläht ist, hängt mit Altlasten zusammen. Als der FCA in der Saison 2015/2016 im Europapokal spielte, verbreiterte Reuter den Personalstamm. Positionen wurden teils dreifach besetzt. Hinzu kommt, dass die Masse an Neuzugängen in der jüngeren Vergangenheit wenig Klasse hatte. Der FCA musste sich weiter verstärken, wurde seine Fehleinkäufe aber nicht immer los. Zusätzlich vergrößert hat sich der Kader, weil Reuter bisher vor allem ein- und nicht verkauft hat.

Welchen Eindruck hinterlassen die Zugänge?

In Michael Gregoritsch hat der FCA einen torgefährlichen Offensivspieler für die Positionen hinter dem Stoßstürmer gefunden. Der 23-jährige Österreicher wird als Stammspieler gehandelt, der Ja-Cheol Koo aus der Startelf verdrängen konnte. In Rani Khedira, Bruder von Weltmeister Sami Khedira, hat der FCA auf den Abgang Dominik Kohrs reagiert. Ob Khedira spielt, hängt ein Stück weit von der Taktik ab. Marcel Heller wird sich mit Jonathan Schmid um den Platz rechts offensiv streiten, Perspektivspieler sind Erik Thommy und Sergio Córdova, der mit Venezuela bei der U-20-WM auffiel.

Wer steht künftig im FCA-Tor?

Der Vertrag von Marwin Hitz läuft im Sommer 2018 aus. Der Klub hat dem Schweizer Nationaltorwart eine Vertragsverlängerung angeboten. Als Hitz diese nicht sogleich annahm, reagierte der FCA, indem er Fabian Giefer (FC Schalke 04) verpflichtete. Der FCA setzt darauf, dass Hitz sich einen neuen Klub sucht, der Ablöse bezahlt. Dass der FCA mit drei Torhütern in die Saison geht, die allesamt Nummer eins sein wollen, gilt als unwahrscheinlich. Denn auch Andreas Luthe, der Hitz am Ende der vergangenen Saison bestens vertrat, macht sich Hoffnungen.

Zu- und Abgänge

Zugänge: Fabian Giefer (FC Schalke 04, 750 000 Euro), Daniel Opare (RC Lens, Leihende), Rani Khedira (RB Leipzig, ablösefrei), Marcel Heller (SV Darmstadt 98, ablösefrei), Erik Thommy (Jahn Regensburg, Leihende), Sergio Córdova (Caracas FC, 500 000 Euro), Michael Gregoritsch (Hamburger SV, 5,5 Millionen Euro), Shawn Parker (1. FC Nürnberg, Leihende), Marco Richter (FC Augsburg II), Julian Günther-Schmidt (FC Augsburg II).

Abgänge: Dominik Kohr (Bayer Leverkusen, 2 Millionen Euro), Halil Altintop (Slavia Prag, ablösefrei), Albian Ajeti (FC St. Gallen, 1 Million Euro), Marco Schuster (Waldhof Mannheim, ablösefrei), Tim Matavz (Vitesse Arnheim, keine Angabe), Markus Feulner (35, FC Augsburg II).