Dortmunds neuer Trainer Peter Bosz gilt nur als 1b-Lösung und muss erst noch beweisen, was er kann. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Wilfried Sprenger

Dortmund - In der vergangenen Saison schrieb Borussia Dortmund mehr Schlagzeilen als Branchenprimus Bayern München. Das perfide Nagelbomben-Attentat auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten sowie der facettenreiche Machtkampf zwischen Boss Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel, der in der Entlassung des Trainers mündete, überdeckten grundsolide bis mitunter herausragende sportliche Leistungen.

Warum war der Sommer 2017 eine gute Zeit für den BVB?

Nach dem so bitteren Verlust von Mats Hummels, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan zwölf Monate zuvor gelang es dem Verein aktuell, alle wichtigen Leistungsträger zu halten. Allerdings schließt das Transferfenster erst am 31. August. Genügend Zeit für einen Millionen-Poker zwischen dem FC Barcelona und dem BVB um Ousmane Dembele.

Warum wird der Start in die neue Spielzeit dennoch schwierig?

Marco Reus, einer der Anführer auf dem Feld, kehrt nach einer Knie-Operation erst im nächsten Jahr zurück. Mit einem Comeback des ebenfalls schwer verletzten Nationalspielers Julian Weigl (Knöchelbruch) ist wohl frühestens Ende September zu rechnen, noch länger dauert die Genesung des portugiesischen Auswahlspielers Raphael Guerreiro (Fußbruch). Und auch Mario Götze (Stoffwechsel-Störung) braucht weitere Zeit, um wieder so richtig in Schwung zu kommen.

Was verändert sich unter dem neuen Trainer Peter Bosz?

Der Niederländer favorisiert das sehr offensive 4-3-3-System und hohes, aggressives Gegenpressing. Vorgänger Tuchel spielte oft mit drei Innenverteidigern - und dies sehr erfolgreich.

Warum lastet vor dem Saisonstart auf dem Geschäftsführer Watzke mehr Druck als auf dem Coach Bosz?

Die ausufernde Konfrontation mit Tuchel spaltete die Anhänger des BVB und sorgte im Kader für Lager-Bildungen. Auch Watzke nahm in diesem Konflikt, der zunehmend persönlich wirkte, erheblichen Schaden. Im Falle eines missglückten Saisonstarts könnte sich die Stimmung unter den Fans gegen ihn richten. Zumal es der Clubspitze in der Nachfolge des gefeuerten Tuchel nicht gelang, die 1a-Lösung (Lucien Favre) zu präsentieren, sondern in Bosz lediglich die 1b-Lösung.

Ist Dortmund trotz großer Verletzungssorgen und einiger Unruhe im Umfeld in der Lage, den großen Bayern wieder ein deutliches Stück näher zu rücken?

Ein eindeutiges Ja, wenn es diese Probleme nicht geben würde. Ein klares Jein, weil es so ist, wie es ist. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass die Dortmunder punktuell jedem Gegner in Europa gefährlich werden können - aber eben (noch) nicht auf eine längere Strecke. Ein herausragender Saisonstart könnte der Mannschaft Flügel wachsen lassen. Der Kader hat jedenfalls überragendes Potenzial, von dem vieles noch nicht ausgeschöpft ist.

Zu- und Abgänge

Zugänge: Maximilian Philipp (SC Freiburg/20 Millionen), Mahmoud Dahoud (Borussia Mönchengladbach/12 Millionen), Ömer Toprak (Bayer Leverkusen/12 Millionen), Dan-Axel Zagadou (Paris SG/ablösefrei), Jacob Bruun Larsen (eigene U 19), Dominik Reimann (eigene 2. Mannschaft).

Abgänge: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach/17 Millionen), Sven Bender (Bayer Leverkusen/12,5 Millionen), Adrian Ramos (CQ Dangdai/12 Millionen), Pascal Stenzel (SC Freiburg/4 Millionen), Mikel Merino (Newcastle United/ausgeliehen), Dzenis Burnic (VfB Stuttgart/ausgeliehen),Hendrik Bonmann, Joo,Ho Park (beide eigene 2. Mannschaft).