Fachmännisch wurde die Pappel Stück für Stück abgetragen. „Alles andere wäre zu gefährlich“, hieß es. Foto: Bulgrin

Ein mächtiger Blitzschlag hat in der Nacht zum Donnerstag eine 40 Meter hohe Pappel beim Köngener Schloss geradezu explodieren lassen. Ein Ast wurde ungefähr 100 Meter weit katapultiert und blieb im Dach der gegenüberliegenden Gaststätte Zum Ochsen stecken. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Am Donnerstagvormittag wurde der stark beschädigte Baum gefällt.

Von Stephanie Danner
Kurz vor Mitternacht ging bei der Feuerwehr die Meldung vom Blitzschlag ein. Bürgermeister Otto Ruppaner und Hauptamtsleiter Gerald Stoll machten sich vor Ort ein Bild. Die 150 bis 200 Jahre alte Pappel war durch den Einschlag komplett zerstört. Herumliegende Äste und Holzstücke zeugten auch am Morgen danach noch von der Wucht des Einschlags. „Es musste großräumig abgesperrt werden, damit niemand gefährdet wird“, erklärte Stoll. Der Bereich Oberdorf-, Blumen- und Obere Neue Straße wurde abgeriegelt. Immerhin liegen Seniorenzentrum und die Kinderkrippe Sonnenwinkel direkt nebenan. Für Eltern und Besucher des Seniorenzentrums wurde ein Notweg eingerichtet.
Am frühen Morgen stand fest: Der Baum muss gefällt werden. „Alles andere wäre zu gefährlich“, sagte der Hauptamtschef. Ein Nachbar erzählte, dass der Baum gegen Morgen immer mehr in Schieflage Richtung Schloss geraten war. Mehrere Stunden war ein Baumfachmann damit beschäftigt, die mächtige Pflanze abzutragen.
Durch die Energie des Blitzschlags barsten Fensterscheiben im Schloss und auch Autos, die in der Nähe parkten, wurden beschädigt. Glück im Unglück hatte die Familie Schuster vom gegenüberliegenden Gasthaus Zum Ochsen. Dort durchschlug ein 20 Zentimeter dicker Ast das Dach und blieb dort stecken. In der Wand der Dachgeschosswohnung klafft nun ein Loch, Dämmmaterial quillt hervor und ein Heizkörper wurde förmlich weggeschoben. „Wir wollten gerade zu Bett gehen“, erzählt Sonja Schuster. Da habe es einen so mächtigen Schlag getan, dass sie zunächst dachte, es sei wieder ein Tornado mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs.

„Ein Knall wie von Tornados“

Beim Blick aus dem Fenster habe sie gedacht, ein großer Ast sei abgebrochen. Erst als sie im Obergeschoss kontrollieren wollte, ob alle Fenster geschlossen sind, bemerkte sie die Verwüstung. „Zum Glück war mein Sohn nicht daheim. Der schläft ein paar Meter daneben“, sagte sie. Kurz war unklar, ob aus dem Heizkörper Gas austritt. Doch das war nicht der Fall. Weil am Donnerstag auf die Schnelle kein Handwerker parat war, um das Dach zu reparieren, hat die Gemeinde vor dem einsetzenden Regen dafür gesorgt, dass das Dach abgedichtet wurde. Ein Köngener, der ungefähr einen Kilometer vom Schloss entfernt wohnt, dachte in der Nacht auch sofort an den Überschall von Tornados als er einen Knall hörte. „Unsere Nachbarn sind auch auf die Straße gerannt und haben zum Himmel geschaut“, erzählt er. „Dabei war das der Blitz.“ Binnen weniger Minuten sei die Feuerwehr zur Stelle gewesen, erzählt Sonja Schuster. Die Brandmeldeanlage des Schlosses hatte Alarm ausgelöst. Andreas Nitsch, Sprecher des Kreisverbands der Feuerwehr, erklärt, dass die Meldeanlage auch durch Störungen ausgelöst werden könne und dazu könnte der Blitz in unmittelbarer Nähe gezählt haben. Ausgerückt waren laut Polizeibericht vier Fahrzeuge und 26 Feuerwehrleute.
Ansonsten habe es im Kreis Esslingen kaum Zwischenfälle durch das Unwetter gegeben, sagte Nitsch. In Aichwald musste die Feuerwehr Äste beseitigen. In Plochingen kam es zu einem Fehlalarm. Dort waren nach Polizeiangaben hunderte Liter Regenwasser in das Gartenhaus eines Gartenfachmarkts gelaufen und hatten einen Rauchmelder beschädigt. Die angerückte Feuerwehr konnte wieder abziehen.