22.03.2019 Probealarm: Feuerwehrübung im Flughafentunnel.

 Foto: SDMG

Die vier Feuerwehren aus Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Esslingen und die Flughafenfeuerwehr probten am Samstagabend den Ernstfall im Flughafentunnel in Bernhausen. Neben ungewöhnlichen Taktiken konnten auch außergewöhnliche Fahrzeuge getestet werden.

Flughafen StuttgartMitten im Feierabendverkehr am Freitagabend stoßen im Flughafentunnel bei Bernhausen vier Fahrzeuge zusammen, es gibt mehrere Verletzte, im Tunnel breitet sich starker Rauch aus. Dies war zwar nur ein Übungsszenario, aber für die Flughafenfeuerwehr sowie die Feuerwehren aus Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Esslingen war es ein Großeinsatz, bei dem es auf jede Minute ankommt.

Andreas Reeh, stellvertretender Stadtbrandmeister in Filderstadt, hatte die Übung vorbereitet. Ziel war es vor allem, die Stoßtruppentaktik unter Atemschutz realitätsnah zu erproben. Diese Taktik ist vor allem bei Einsätzen in Straßen- oder Bahntunnels erforderlich. „Tunnels haben eine große Eindringtiefe und erfordern daher eine Änderung der Taktik. Im Normaleinsatz sind die Feuerwehrangehörigen in Zweimanntrupps unterwegs, sobald es aber in einen Tunnel geht, bestehen die Trupp aus fünf Kräften“, erläuterte Reeh. Diese Vorgehensweise helfe, große Distanzen zu überwinden und das notwendige Hilfsmaterial zur Einsatzstelle zu bringen. „Die kleinen leistungsfähigen Trupps haben verschiedene Schwerpunktaufgaben, wie Brandbekämpfung oder Personenrettung.“

In regelmäßigen Abständen finden Übungen gemäß den Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb für Straßentunnel statt. Der Tunnel musste nicht extra gesperrt werden, damit die Feuerwehren üben können , sagte der Übungsleiter. „Am Tunnel finden diverse Reinigungs- und Wartungsarbeiten statt.“ Deshalb sei die Übung ohne zusätzliche Einschränkung des Verkehrs möglich gewesen. „Wir stecken mitten in der Ausbildungsphase für Atemschutzträger und erprobten daher auch den Umgang mit Langzeitatemschutz“, erklärte er das Übungsziel. Mit dem größeren Volumen können Feuerwehrleute bis zu einer Stunde – je nach körperlicher Verfassung – unter Atemschutz arbeiten. Im Normalfall reicht die Füllung für 30 Minuten.

Bei der Übung im Flughafentunnel wurde auch erprobt, wie sich die Stoßtrupps ausrüsten, um das richtige Material dabei zu haben. „Ein Zweimanntrupp erkundet die Unfallstelle im Tunnel mit Wärmebildkamera und gibt die Lage per Funk weiter, damit die nächsten Einsatzkräfte wissen, was sie erwartet“, berichtete Reeh. Dabei werde auch geklärt, wie weit im Tunnel drin die Einsatzstelle ist. „Normalerweise fahren wir mit unseren Fahrzeugen direkt in den Tunnel, da wir aber die Stoßtruppentaktik üben wollten, haben wir die Situation so dargestellt, dass die Trupps arbeiten können.“

Bei dieser Übung kam der Einsatzleitwagen 2 (ELW2) der Feuerwehr Esslingen zum Einsatz. Reeh sagte, die Feuerwehren seien froh, dass sei bei Einsätzen ab einer gewissen Größe diesen ELW2 anfordern können. „Die Besprechungszelle in diesem Fahrzeug dient der Einsatzleitung für die Koordination.“ Die Koordination war wichtig, da 150 Einsatzkräfte beteiligt waren. Dabei wurde auch die Einsatzbereitschaft in Filderstadt sichergestellt.

Für die Übung mussten Wasserleitungen von Hydranten zur Unfallstelle gelegt werden, um den Brand bekämpfen zu können, und es galt, die Verletzten so schnell wie möglich aus dem Tunnel zu bringen. Während der Übung stellten die Feuerwehrleute fest, dass der Funkbetrieb nicht optimal funktionierte, deshalb kam das Motorrad der Feuerwehr Filderstadt als schnelles Kommunikationsmittel für die Einsatzleitung zum Einsatz. Es ist das einzige Feuerwehrmotorrad im Kreis Esslingen. Die zehn Verletzten, alles Dummys, darunter ein Kind, waren schnell gerettet und der Brand rasch gelöscht.

Die Einsatzleiter waren mit dem Ergebnis der Übung am Flughafentunnel zufrieden. Andreas Rudlof, Leiter der Flughafenfeuerwehr zog positive Bilanz, gab aber zu bedenken: „Es zeigte sich, dass der Rauch vor allem auf die Nordseite zieht. Im Realfall könnte sich dieser auch auf die Straße sowie auf die Start- und Landebahn am Flughafen ausbreiten.“ Für Einsatzleiter Jochen Thorns, Stadtbrandmeister in Filderstadt war die Übung erfolgreich: „Wir wollten die Stoßtruppentaktik erproben und das hat gut funktioniert.“ Er vertritt die Ansicht: „Eine gute Übung ist eine Übung, aus der man Erkenntnisse ziehen kann. Man kann nur besser werden, in dem man aus Fehlern lernt.“