10.03.2019 Ein umstürzender Baum hat in Aichtal nur knapp ein mit 250 Personen besetztes Zirkuszelt verfehlt.

 Foto: SDMG

Sturmtief „Eberhard“ fegte am Sonntagnachmittag auch über den Landkreis Esslingen. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz.

EsslingenSturmtief „Eberhard“ fegte gestern über weite Teile Deutschlands, und auch der Kreis Esslingen blieb nicht verschont. Während die orkanartigen Böen anderswo schwere Schäden verursachten und den Zugverkehr teilweise sogar zum Erliegen brachten, kam der Landkreis nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei mit einem blauen Auge davon: Zwar waren die Feuerwehren in Städten und Gemeinden der Region am Nachmittag im Dauereinsatz – meist hatten sie es jedoch mit umgestürzten Bäumen, heruntergefallenen Ziegeln, weggewehten Schildern und umgekippten Bauzäunen zu tun. „Was nicht niet- und nagelfest war, wurde weggefegt“, resümierte eine Polizeisprecherin. Das Sturmtief kam nicht ohne Vorwarnung: Bereits in der Nacht auf Sonntag hatte die Unwetterzentrale für den Kreis Esslingen starke Winde und teils orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 80 und 115 Kilometern pro Stunde angekündigt. In Aichtal stürzte ein Baum auf einen Zirkuswagen. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Während die Plochinger Feuerwehr am Nachmittag beim Weißen Stein mehrere Bäume wegräumen musste, die umgestürzt waren und die Fahrbahn blockierten, wurden die Einsatzkräfte gegen 13.30 Uhr in Unterlenningen in die Weilbachstraße gerufen, weil der Sturm dort an einem Gebäude die Kupferverwahrung gelockert und teilweise gelöst hatte. Dadurch drohten Ziegel vom Dach herunterzustürzen. Die Lenninger Feuerwehr sicherte das Dach, Personen kamen nicht zu Schaden. Die Esslinger Feuerwehr meldete bis zum frühen Abend elf sturmbedingte Einsätze, zu denen die Abteilungen Stadtmitte, Sulzgries, Wäldenbronn und Berkheim ausrücken mussten. Einsatzleiter Christoph Kopf konnte hinterher jedoch Entwarnung geben: „Es war zum Glück nichts Dramatisches dabei. Wir mussten Dachziegel und Blechverwahrungen sichern, herunterhängende Äste beseitigen und uns um einen schief stehenden Lampenmast kümmern.“

Glück im Unglück hatten ein Zirkus und seine Besucher in Aichtal. Heftige Böen hatten einen rund 20 Meter hohen Baum beim Festplatz erfasst und beinahe wie ein Streichholz umgeknickt. Zum Glück fiel der Baum nicht auf das Zirkuszelt, in dem gerade die Nachmittagsvorstellung begonnen hatte, sondern auf einen in der Nähe abgestellten Zirkustransportwagen, dessen Dach eingedrückt wurde. „Wir haben die Zirkusvorstellung aus Sicherheitsgründen umgehend abgebrochen“, berichtet Christian Bader, Kommandant der Feuerwehr Aichtal, die mit 20 Einsatzkräften und drei Fahrzeugen vor Ort war. „Die Zuschauer verließen den Festplatz ohne Verletzungen.“ Einige blickten ungläubig zurück, und ein Papa sagte erleichtert zu seiner Tochter: „Da haben wir noch einmal Glück gehabt.“ Um den umgestürzten Baum anschließend fachgerecht zu entsorgen, wurde ein größerer Traktor mit Kranwagen benötigt. Ein entsprechend ausgebildeter Feuerwehrmann zerlegte den Stamm mit der Motorsäge in mehrere Teile. Während des Einsatzes wurde die Grötzinger Straße immer wieder kurzfristig gesperrt, die Polizei regelte währenddessen den Verkehr.

Doch nicht nur im Kreis Esslingen – auch in Stuttgart mussten die Helfer wegen des Sturms und seiner Orkanböen zu mehreren Einsätzen ausrücken, wie die Polizei mitteilte. Unter anderem stürzte ein größeres Blechteil von einem Dach auf drei Autos. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. In Weil der Stadt im Kreis Böblingen drohte wegen des Sturms ein Baugerüst einzustürzen. Die Feuerwehr rückte an und baute das Gerüst aus Sicherheitsgründen ab. Im Zugverkehr im Südwesten kam es nach Angaben der Deutschen Bahn zu Behinderungen. Bei Hornberg im Schwarzwald stürzte ein Baum auf die Schienen und sorgte so für Verspätungen. Auch in Albstadt im Zollernalbkreis und in Stuttgart mussten Züge zeitweise stoppen, weil Bäume oder Gegenstände auf Schienen stürzten. Auf dem Feldberg im Schwarzwald, dem höchsten Berg in Baden-Württemberg, mussten mehrere Skilifte wegen der Orkanböen ihren Betrieb einstellen. Wintersport war den ganzen Tag über nur eingeschränkt möglich. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Sonntag landesweit vor Stürmen gewarnt und dazu aufgerufen, nicht ins Freie zu gehen. Die Gefahr durch herumfliegende Gegenstände sei hoch gewesen, teilte der DWD mit. Am Sonntagmorgen hatten Meteorologen auf dem Feldberg Windgeschwindigkeiten von 150 Kilometern pro Stunde gemessen.