11.06.2018 Schwere Schäden und Chaos nach Unwetter über Kirchheim

 Foto: SDMG

Regen, Gewitter und noch mehr Regen - auch am Montagabend waren die Feuerwehren im Südwesten im Dauereinsatz. Nicht nur Straßen wurden überflutet.

Reutlingen (dpa/lsw)Nach erneut starken Unwettern mit Starkregen in Baden-Württemberg sind die Feuerwehren in der Nacht zum Dienstag teilweise noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt. «Wir werden mit Sicherheit noch ein paar Stunden im Einsatz sein», sagte ein Sprecher der Feuerwehr Esslingen am frühen Dienstagmorgen.

Über den Landkreis Esslingen war am Montagabend ein heftiges Unwetter gezogen - wie über weitere Teile Baden-Württembergs. Straßen wurden überflutet und Keller liefen voll. Besonders betroffen waren Regionen südlich und westlich von Stuttgart. Auch in der Nacht zum Dienstag regenete es zum Teil ergiebig. Mindestens ein Mensch wurde bei den Unwettern verletzt. Am heftigsten war das Gewitter im Bereich Kirchheim und in Reutlingen.

Für Dienstag rechnen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Baden-Württemberg wieder mit Unwettern. Bereits am Vormittag soll es im Westen erste Schauer und Gewitter geben, teilte der DWD auf seiner Website mit. Ab Mittag seien Gewitter überall möglich, zum Teil auch Unwetter mit Starkregen.

In Kirchheim hatte die Feuerwehr am Montagabend rund 200 Einsätze. Keller, Straßen und Unterführungen seien unter Wasser gesetzt worden, sagte ein Sprecher. Ein 81-jähriger Mann musste von der Polizei aus seinem mit Wasser vollgelaufenen Auto gerettet werden. Die Polizei schlug die Scheibe des Wagens ein, wobei ein Beamter wurde dabei leicht verletzt. Der Autofahrer blieb unverletzt.

Gegen 19.45 Uhr waren zwei Autofahrer in einer Unterführung in der Hegelstraße im Hochwasser steckengeblieben. Während sich der Fahrer eines VW-Passats noch selbst in Sicherheit bringen konnte, musste ein 81-jähriger BMW-Fahrer auf die Hilfe der Einsatzkräfte warten. Der Senior konnte sein Fahrzeug nicht mehr selbstständig verlassen der Wasserspiegel in seinem Auto stieg aber rasant anDie eintreffenden Polizeibeamtenschlugen mit einem Nothammer eine Scheibe des Pkw ein und konnten den Mann aus seinem Fahrzeug in Sicherheit bringen. Während der 81-Jährige nach bisherigen Erkenntnissen wohl mit einem Schrecken davon kam, musste ein Beamter wegen Schnittverletzungen in eine Klinik gebracht werden.

Der Technikraum einer Klinik in Kirchheim war zeitweise überflutet - der Klinikbetrieb wurde davon laut Feuerwehr aber nicht beeinträchtigt. In der Gemeinde Hochdorf im selben Landkreis hatte die Feuerwehr rund 40 Einsätze. «Tiefgaragen, Keller - Wassermassen, die durch übers Ufer tretende Bäche entstanden sind», fasste ein Feuerwehrsprecher den Abend zusammen. Teilweise seien Geröll und Schotter auf die Straßen gespült worden.

Auch in den Landkreisen Reutlingen und Esslingen liefen etliche Keller und Tiefgaragen voll Wasser. Auch die Kanalisation vieler Straßen war der Ableitung der immensen Wassermenge nicht mehr gewachsen.

Besonders betroffen waren in Kirchheim zwei Unterführungen im Bereich der Autobahnanschlussstellen Kirchheim-West und Kirchheim-Ost. Dort waren mehrere Fahrzeuge in überschwemmten Fahrbahnsenken stecken geblieben und mussten geborgen werden.

In Reutlingen trat die Echaz im Bereich der Mühlstraße über die Ufer und überflutete Fahrbahnen. In Metzingen gab die Erms ein ähnliches Bild ab. Der Großteil der gesperrten Fahrbahnen konnte zwischenzeitlich wieder frei gegeben werden.

Eine Baugrube in Sondelfingen lief voll mit Wasser, weshalb eine Baukran kurzzeitig drohte umzukippen.

In Teilen Mannheims fiel am Montagabend der Strom aus. Ursache war ein Brand in einem Umspannwerk, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Es sei zu vermuten, dass das Feuer durch einen Blitzeinschlag ausgelöst wurde.

Der Hauptbahnhof der Stadt Reutlingen musste zwischenzeitlich wegen Überflutung gesperrt werden. Die Stadtverwaltung twitterte am Abend Fotos von überfluteten Straßen. Die Feuerwehr Reutlingen zählte bis zum frühen Dienstagmorgen 140 Einsätze.

Auch im Ostalbkreis gab es Überschwemmungen, wie ein Polizeisprecher sagte. In Lorch standen am Abend Teile der Innenstadt unter Wasser.

In und um Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) liefen am Montagabend nach Polizeiangaben Keller voll Wasser. Es habe kleine Erdrutsche gegeben, Äste seien auf Fahrbahnen gefallen, Geröll von einem Hang gerutscht. Bei Malsch (Kreis Karlsruhe) rückte die Feuerwehr etwa 20 Mal aus. Um Biberach, Ulm, Göppingen und Heidenheim gab es viele Einsätze wegen Hochwassers auf Straßen und vollgelaufenen Kellern. Auch der Bahnverkehr war betroffen - es kam zu Verspätungen.

Unwetter in weiten Teilen Baden-Württembergs hatten bereits am Montag viele Kräfte gefordert - wie auch die Tage zuvor. «Die Gemeindefeuerwehren sind schon seit Donnerstag letzter Woche täglich mit den Unwetterereignissen stark gefordert», teilte das Landratsamt Esslingen in der Nacht zu Dienstag mit. Nennenswerte Verletzungen hat es nach bisherigen Erkenntnissen nicht gegeben. Die Summe der entstandenen Schäden kann derzeit noch nicht beziffert werden.