15.1.2019 In Leinfelden-Echterdingen brennt ein Holzstapel.

 Foto: SDMG

Nach insgesamt 32 Bränden in den Landkreisen Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und im Rems-Murr-Kreis hat die Polizei nun einen Tatverdächtigen festgenommen.

Stuttgart (pol)Das Katz-und-Maus-Spiel dauerte drei Monate an: Polizisten aus vier Landkreisen und der Landeshauptstadt Stuttgart versuchten das Rätsel um zahlreiche nächtliche Brandstiftungen zu lösen. Nun sind sich eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe der Polizei Waiblingen und die Staatsanwaltschaft Stuttgart sicher, den Zündler gefunden zu haben: Am Donnerstag haben sie bekannt gegeben, dass ein 38-Jähriger aus dem Rems-Murr-Kreis unter dem dringenden Verdacht steht, mehrere Feuer vorsätzlich gelegt zu haben und ein Haftbefehl gegen ihn vom Amtsgericht Stuttgart erlassen wurde. Der Mann sitzt mittlerweile im Gefängnis.

Schnell kam der Verdacht einer Serie auf – von Waiblingen über Esslingen bis Leinfelden-Echterdingen wurden seit Oktober Holzstapel offenbar in ähnlicher Art und Weise angezündet. Im Landkreis Esslingen wurde der erste derartige Fall am 14. November 2018 in Hohengehren bekannt. Weitere Holzstapel brannten in der Folge in Esslingen, Aichwald, Deizisau, Plochingen und zuletzt Mitte Januar in Ostfildern und Leinfelden-Echterdingen.

Die Feuerwehrkräfte und Polizeibeamten kamen an die abgeschiedenen Brandorte immer erst, als alles schon in Flammen stand und der oder die Täter über alle Berge waren. Die Ermittler standen vor verkohlten Resten. 32 Fälle in den Landkreisen Böblingen, Esslingen Ludwigsburg und Rems-Murr sowie in Stuttgart könnten auf das Konto des Zündlers gehen, der Schaden wird auf 50 000 Euro geschätzt. Menschen wurden nicht verletzt.

Die Kripo Waiblingen hatte wegen der „massiven Konzentrierung derartiger Vorfälle“ – allein 21 Holzstapel brannten in den letzten Monaten im Rems-Murr-Kreis – am 4. Januar eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Schutz- und Kriminalpolizei eingerichtet, wie die Polizei nun mitteilte. Auch die Zusammenarbeit mit den benachbarten betroffenen Polizeipräsidien sei intensiviert worden. Der nun inhaftierte 38-Jährige, der, wie Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier bestätigte, aus einer Gemeinde im Raum Fellbach stammt, „ist nicht an einem Brandort festgenommen und auch nicht auf frischer Tat ertappt“ worden. Vielmehr habe die fünfköpfige Ermittlungsgruppe mithilfe der bereits vorhandenen Spuren und Erkenntnisse „entscheidende Puzzleteile“ zusammenfügen können.

Die Staatsanwaltschaft – und auch das Amtsgericht – sahen aufgrund der Ergebnisse dringenden Tatverdacht gegeben, sodass der 38-Jährige am Mittwochvormittag festgenommen und seine Wohnung durchsucht wurde. Dort stellten die Beamten der Mitteilung zufolge „beweiserhebliche“ Spuren sicher. Details verriet Biehlmaier wegen der laufenden Ermittlungen nicht. „Der Mann war unbescholten“, sagte er. Er sei auch kein Feuerwehrmann oder Polizist – wie bei Tätern anderer Brandserien schon der Fall. „Das Motiv ist unklar.“ Der Verdächtige hat laut Biehlmaier bislang kein Geständnis abgelegt und auch sonst keine Aussage gemacht.

Ob alle 32 bekannten Fälle auf das Konto des nun Festgenommenen gehen oder ob umgekehrt weitere hinzukommen, muss nun festgestellt werden. Die Polizei im Kreis Esslingen steht in Kontakt mit den Waiblinger Kollegen. Eine Verbindung zu brennenden Müllcontainern und angezündetem Elektroschrott im September und Oktober in Esslingen, Altbach und Nellingen, wobei auch Wohnhäuser und Menschen in Gefahr gerieten, sieht die Polizei weiterhin nicht. In diesem Zusammenhang war Mitte Oktober in Altbach ein ebenfalls 38 Jahre alter Verdächtiger festgenommen und anschließend wieder freigelassen worden. Er sei nicht der nun Inhaftierte, sagte ausdrücklich der zuständige Polizeisprecher Michael Schaal. Auch von einem Bezug zum Brand des Vereinsheims in Frickenhausen-Tischhardt geht die Polizei nicht aus.