20.01.2019 Bei einem Brand im Kirchheimer Krankenhaus gab es einen Toten.

 Foto: SDMG

Bei einem Brand in der Kirchheimer Medius Klinik ist am Sonntag ein 69-Jähriger ums Leben gekommen. Sein 24-jährigen Mitbewohner soll das Feuer gelegt haben.

KirchheimEs war 21.16 Uhr, als am Sonntag die Brandmeldeanlage im vierten Stock der Medius-Klinik in Kirchheim Alarm auslöste. Ein Zimmer auf Station 44 brannte – in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie des Kreiskrankenhauses. Rasch waren erste Einsatzkräfte der Kirchheimer Feuerwehr vor Ort, Verstärkung aus Ötlingen, Nabern, Jesingen und Lindorf sowie Nürtingen, Weilheim und Esslingen kam wenig später. Gemeinsam verhinderten 101 Feuerwehrkräfte ein Übergreifen der Flammen auf andere Zimmer. Mit Drehleitern und durch das verrauchte Gebäude gelangten die Retter zum Brandherd in dem Patientenzimmer – und fanden kurz nach 21.30 Uhr dessen leblosen 69 Jahre alten Bewohner.

Der sichtlich betroffene Landrat, der gleich zur Klinik geeilt war, berichtete noch vor Ort, dass eine Matratze in dem Zwei-Bett-Zimmer gebrannt hatte. Das wollte Polizeipressesprecher Michael Schaal am Montag nicht bestätigen. Dafür verkündeten die Ermittler von Kriminalpolizei Esslingen und Staatsanwaltschaft Stuttgart am Nachmittag eine Festnahme: Der zweite Bewohner des ausgebrannten Zimmers stehe unter Verdacht, das Feuer vorsätzlich gelegt zu haben. Der 24 Jahre alte Patient war am Abend zuvor unverletzt außerhalb des Raumes angetroffen worden und bei Befragungen ins Visier der Ermittler geraten. „Er hat es zugegeben“, berichtete Schaal. Über sein Motiv habe der Mann aber keine Angaben gemacht.

Für die Medius-Kliniken und auch deren Inhaber, der Landkreis Esslingen, dürfte das eine schockierende Nachricht sein. Schon der Tod eines Patienten ist schlimm – dass dafür ein Mitpatient verantwortlich sein könnte, und das in einer geschlossenen Abteilung geschehen konnte, wirft Fragen auf. Der Pressesprecher des Landratsamtes, Peter Keck, lehnte am Montag eine Stellungnahme Einingers zur Festnahme ab mit dem Hinweis, man wolle die Ergebnisse der noch laufenden Ermittlung abwarten und vorher keine eiligen Schlüsse ziehen. Auch die stellvertretende Geschäftsführerin der Medius-Kliniken, Elvira Benz, will mögliche Konsequenzen für die Abläufe im Krankenhaus erst auf Basis der Ermittlungsergebnisse ziehen.

Ob Krankheitsbild und Verhalten des 24-Jährigen irgendetwas erahnen ließen, sagte sie aus Datenschutzgründen nicht. „Die Patienten stehen sicherlich unter besonderer Beobachtung“, erklärte Benz in Bezug auf die Sicherheitsvorkehrungen in der geschlossenen Abteilung. Bei der Aufnahme werde geprüft, was sie bei sich hätten, Feuerzeuge würden abgenommen – das sei auch im Fall des 24-Jährigen geschehen. „Aber wir haben nicht hundertprozentig im Griff, wenn ein Patient zu einem späteren Zeitpunkt wieder an ein Feuerzeug kommt.“ Es gebe schließlich Besucher. Und Feuerzeuge seien recht klein, könnten womöglich in Körperöffnungen versteckt werden. Benz: „Aber das sind alles Spekulationen.“ Die Kliniken teilten mit, man bedauere den Vorfall sehr und spreche der Familie des Verstorbenen ihre Anteilnahme aus.

Dass das Pflegepersonal in der Notsituation richtig reagiert hat, steht allerdings außer Frage. „Wir sind dankbar, dass der Brand nicht übergegriffen hat“, sagte Benz und lobte das umsichtige Handeln der Mitarbeiter, die Rettungskette habe hervorragend geklappt. Die Evakuierung der Patienten aus der vom Brand betroffenen Station dauerte weniger als fünf Minuten, heißt es in der Pressemitteilung der Kliniken. Keiner der weiteren 21 Patienten der Station wurde verletzt. Zwei Mitarbeiterinnen der Station erlitten Rauchvergiftungen, konnten Benz zufolge aber noch in der Nacht beziehungsweise am Folgemorgen die Notaufnahme verlassen.

Im Krankenhaus wird nun begonnen, die Scherben zusammenzukehren. Innerhalb einer Woche soll die Station wieder für die Patienten, die auf andere Abteilungen in der Psychiatrie verteilt wurden, geöffnet werden. Die Schadenshöhe konnte Benz noch nicht nennen. „Das eine Zimmer wird so schnell nicht wieder bewohnbar sein“, sagte sie. Sorgen, dass die Patienten aus der geschlossenen Abteilung Probleme auf den anderen Stationen machen könnten, möchte sie relativieren: „Nicht jeder Patient in einer geschlossenen Abteilung ist per se eine Gefahr für sich oder andere.“ Es bedeute einfach, dass der Patient eine intensive Therapie benötige. „Man wird es abhängig machen von den jeweiligen Patienten, ob noch mal eine besondere Überwachungspflicht besteht.“

Ein Haftrichter des Amtsgerichts Stuttgart hat am Montag einen Unterbringungsbefehl für den 24-Jährigen erlassen, gegen den nun Ermittlungen wegen Verdachts auf Mord angelaufen sind. Der Mann wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert.