Wenn hier keine Urlaubsstimmung aufkommt...Die weit geschwungene, herrliche Bucht von Tucepi, beliebter Ferienort an der Makarska Riviera. Im Hintergrund erhebt sich das mächtige Biokovo-Gebirge.  Foto: Sigfried Baumann

Von Sigfried Baumann

Die Mitreisende Jutta Wetterer zitierte in ihrer Dankes-Ansprache den Schriftsteller Wolfgang Borchert. Und eigentlich hätte sie kein treffenderes Zitat finden können. Borchert hat nämlich formuliert: „Was vergangen, kehrt nicht wieder. Aber ging es leuchtend nieder, leuchtet es lange noch zurück“. Und in der Tat hat vieles geleuchtet auf unserer traditionellen Oster-Leserreise an die Makarska Riviera. Vor allem aber leuchtete eine wärmende Frühlingssonne nahezu während der gesamten Reise.
Bereits zum 11. Male waren wir zu Gast im Bluesun Hotel Alga in Tucepi, ein liebenswerter Ferienort, der auf eine 4000-jährige Geschichte zurückblickt. Tucepi nennt sich selbst das „Herz Dalmatiens“. Die weit geschwungene Bucht wird umspült von den klaren Wellen der Adria und eingerahmt vom mächtigen Biokovo-Gebirge. Nicht umsonst gilt die etwa 60 Kilometer lange Makarska Riviera als eine der schönsten Küstenlandschaften Europas. Das Gebirge, das bis auf eine Höhe von 1.762 Meter ansteigt, ist ihr ständiger Begleiter. Der wahre Dalmatien-Liebhaber weiß um die Vorzüge der Vorsaison. Alles kann man da viel intensiver in sich aufnehmen: Die Schönheiten der Berge und der Strände, die wunderbaren, ursprünglichen Landschaften mit ihren weiten Ebenen, den tief eingeschnittenen Flusstälern und die rauschenden Wasserfälle, die sich im Nationalpark Krka seit tausenden von Jahren ihren Weg durch eine urwaldähnliche Landschaft bahnen. Naturgenuss pur und eine Reise für alle Sinne. Wer Augen hat, das Schöne zu sehen, wird reich belohnt von solch einer Reise zurückkehren, ganz im Sinne Wolfgang Borcherts.

Besondere Privilegien


Ivo Viskovic, Direktor des Bluesun Hotel Alga ließ es sich nicht nehmen, unsere Gäste bei einem Umtrunk persönlich zu begrüßen. Nicht zuletzt auf Grund unserer langjährigen Treue zum Hotel. 2005 hatten wir die erste Leserreise ins Hotel Alga angeboten. Unsere Gäste genießen hier stets besondere Privilegien. Alle Zimmer mit Balkon und Meerblick, auch für allein reisende Gäste, eine Flasche Wein zur Begrüßung auf den großzügigen Zimmern, ein besonderes Abendessen mit Musik und am letzten Abend noch ein besonderes Dessert mit einem Gläschen Prosek, dem süßen und durchaus süffigen Dessertwein. Egal, wohin wir auch kamen, überall empfing die Gäste unserer Zeitung herzliche dalmatinische Gastfreundschaft, die meist auch durch ein Willkommens-Schnäpschen dokumentiert wurde. Das Wohlfühlen im Hotel ist das eine (für jeden Gast war im Reisepreis auch eine einstündige Massage inkludiert), das Erleben von Land und Leuten auf unseren Ausflügen das andere. Und auch da ist es unsere Maxime, unseren Gästen mehr zu zeigen als andere dies tun. Etwa den einheimischen Markt von Zadvarje, der einmal pro Woche abgehalten wird und auf dem man von gehacktem Holz, über frischen Spanferkelbraten bis zum lebenden Rindvieh alles bekommen kann. Oder die Ruda-Quelle, wo unterhalb einer senkrecht abfallenden Felswand enorme Wassermassen an die Erdoberfläche drücken. Oder die spektakulären Aussichtspunkte entlang des Flusslaufes der Cetina bei Trilij und Omis. Im 1985 gegründeten Nationalpark Krka beschränken sich die Besucher meist auf Skradinski buk, allgemein als Krka-Wasserfälle bekannt. Natürlich ist das 800 Meter lange und bis zu 400 Meter breite Silberband ein faszinierendes Naturschauspiel, allerdings bietet der 111 Quadratkilometer große Nationalpark weit mehr. Etwa das canyonartige Flusstal der Cikola oder die romantischen Schleierfälle von Roski Slap, im Volksmund Halsketten genannt. Krka ist ein Fluss voller Wunder und Rätsel, der entlang seines 65 Kilometer langen Laufes eindrucksvolle Landschaften geschaffen hat.

Auf den Spuren der Römer


Mit dem Motorsegler Vruja gings hinüber auf die Insel Brac in die beschauliche Bucht von Povlja, in antiker Zeit einst Ankerplatz für römische Galeeren. Am Ende der Bucht sitzen, einen Bijela Kava (weißen Kaffee) trinken und den Blick übers Meer bis hinüber zum Festland genießen, eine Wohltat für die Seele. Eine Wohltat für den Gaumen waren die frisch gegrillten Makrelen mit herrlichem Krautsalat und Weißwein vom Schiffseigner und seiner Frau zubereitet. Nach dem Ankerplatz der Römer dann das best erhaltene und eindrucksvollste Denkmal römischer Architektur in Dalmatien, der Palast des Kaisers Diokletian, der eine Fläche von 30 000 Quadratmeter einnahm und heute Mittelpunkt der Spliter Altstadt ist. Split ist nach Zagreb die zweigrößte Stadt Kroatiens und die wirtschaftliche und kulturelle Metropole Dalmatiens. Der Altstadt-Rundgang führte u.a. zum offenen Säulenhof des ehemaligen Palastes, zur Domniuskathedrale, zum Volksplatz und zum Platz der Republik, für den wieder einmal Venedig Pate gestanden hatte. Dazu noch ein Bummel über die breite Uferpromenade, mit blühenden Blumen, Palmen und zahlreichen Straßencafés – mediterranes Großstadtflair im besten Sinne.

Mittagessen mit Blick auf die Türkenbrücke

 

Vom Kaiser zum Sultan. Doch dazu galt es erst die kroatisch-bosnische Grenze zu überqueren. Im Tal des Flusses Neretva die Museumssiedlung Pocitej mit ihrer wunderschönen orientalischen Architektur aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Dann Mostar, die Hauptstadt der Hercegovina. Immer wieder ein Erlebnis. Die alte Türkenbrücke, erbaut für Sultan Suleiman, den Prächtigen, war von jeher das Wahrzeichen der Stadt, hielt zahlreichen Erdbeben und den jährlichen Touristenmassen stand, ehe sie im Bosnien-Krieg sich Bomben und Granaten geschlagen geben musste. Nach ihrem Wiederaufbau überspannt die Türkenbrücke seit 2004 wieder die grün schimmernde Neretva. Inzwischen ist in der arg geschundenen Stadt längst wieder Normalität eingekehrt. Mittagessen mit direktem Blick auf die Türkenbrücke, welch eine Kulisse! Auf den Tellern original Cevapcici, eine Fleischspezialität, die aus Bosnien kommt. Dafür ist die Peka ein durch und durch dalmatinisches Gericht. Unter der Gussglocke im eigenen Saft gegartes Hühnchen- und Kalbfleisch. Dazu Bergkartoffeln. Für viele war der dalmatinische Abend im Panoramarestaurant Topici, gelegen hoch über der Küste mit prächtigem Blick auf die vorgelagerten Inseln der schönste der Reise. Wein und Musik hoben die Stimmung, die während der gesamten Reise prächtig war. Weil sie für alle Sinne etwas geboten hat.