Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Je nach Glaubenslage hat entweder der liebe Gott oder Mutter Natur jedes einzelne Menschenkind zu einem unverwechselbaren Individuum geformt - mit all seinen Stärken und Schwächen. Wertschätzung nennt man das gemeinhin, wenn der Besonderheit des einzelnen Menschleins Rechnung getragen wird. Von Wertschätzung kann man demzufolge auch nicht sprechen, wenn sie ausbleibt oder als solche getarnt mit der Gießkanne über die Belegschaft gekippt wird.

So ist es einer langjährigen Mitarbeiterin auf verantwortungsvollem Posten bitter aufgestoßen, als sie zu ihrer Verabschiedung in den Ruhestand von ihrem Esslinger Arbeitgeber ein Päckchen mit folgendem Inhalt bekam: ein knapp 150 Seiten dickes Programmheft für die Staatstheater Stuttgart (!!!), das Semesterprogramm der Esslinger Familienbildungsstätte, zwei Mentorenprospektchen der Stadt für ehrenamtliches Engagement als Vorlesepatin oder in einer Senioren-Handwerkertruppe sowie ein paar zusammengetackerte Hochglanzkärtchen, wie man mit einfachen Übungen für zwischendurch „Fit durch den Alltag“ kommt. Dazu gab es noch einen Plastikschlüsselanhänger mit Firmen-Emblem. Und - man höre und staune -ein Mini-Reisenecessaire aus praktisch-abwaschbarem Kunststoff mit dem passenden Aufdruck „Alles Gute für unterwegs ... - Klinikum Esslingen. Das Qualitätskrankenhaus.“ Womit auch klar ist, wer ihr generöser Arbeitgeber war.

Streng genommen hat das Städtische Klinikum allerdings nur seinen Job gemacht: Die Menschen verlassen es nach so einer Therapiestunde ohne Schmerzen, ohne Tränen. Wie man es von einem Qualitätskrankenhaus auch erwarten kann. Da reist man richtig gerne ab in den Ruhestand. Und tschüss!