EZ-Redakteurin Stephanie Danner Foto: Bulgrin - Bulgrin

Wie sich ein kleiner Zwist auf dem Balkan auf den Schulbus in Esslingen auswirkt, lesen Sie hier.

EsslingenWenn in China ein Sack Reis umfällt, interessiert das hierzulande keine Menschenseele. Deshalb machen Journalisten keine Nachricht daraus. Ähnliches gilt für tägliche kleine Geplänkel zwischen Kosovo und Serbien. Seit kurzem ist das anders. Wegen eines Streits unter Stromnetzbetreibern in der Balkanregion verpassen Esslinger Kinder ihren Schulbus. Während das Kind in aller Ruhe die Zähne putzt, wirft Mama üblicherweise einen Blick auf die Mikrowellenuhr und macht eine Zeitansage. An jenem Morgen ist das Kind gut in der Zeit. Doch gerade als es die Schuhe bindet, brummt etwas, das sich verdächtig nach Bus 112 anhört. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt: Der Bus ist weg. Das Rätsel hingegen bleibt: Warum ist die Mikrowelle so unzuverlässig? Wo doch die Backofenuhr dasselbe sagt? Oder hatte es der Busfahrer eilig? Zum Glück gibt’s die Zeitung. Da wird erklärt, dass die Familie Opfer eines europaweit spürbaren Phänomens wurde. Der Streit auf dem Balkan führt zu Schwankungen im Stromnetz auf dem gesamten Kontinent – und darauf reagieren Mikrowellen- und Herduhr wie zwei Sensibelchen. Also ein bisschen an der Uhr gedreht, die Diskrepanz von schlappen fünf Minuten ausgeglichen, und alles läuft wieder im Takt. Bisher, denn das nächste Unheil droht. Am Sonntag ist Zeitumstellung. Glücklicherweise sind erst einmal Ferien – und wann der Bus fährt, ist herzlich egal.