Roland Kurz. Foto: Bulgrin - Bulgrin

EZ-Redakteur Roland Kurz denkt darüber nach, wie man ökologisch Ski fahren könnte.

Esslingen„Du hast da einen blinden Fleck“, sagt meine Frau. Sie meint nicht die Bügelwäsche. Sie meint meine Liebe zum Skifahren. Ökologisch ist das eine Sauerei. Weiß ich seit langem. Aber auf der Piste ist das schlechte Gewissen wie weggepustet. Nun hat mich eine TV-Sendung über die Veränderung meiner geliebten Alpen ziemlich getroffen. Eine Wissenschaftlerin steht vor einer braunen Schneise und erklärt: Dort, wo Schneekanonen ihre kompakten Flocken hinstäuben und Pistenwalzen für eine dauerhafte Schneedecke sorgen, nimmt der verdichtete Boden im Frühjahr das Schmelzwasser schlecht auf und die Vegetationszeit für die Pflanzen verkürzt sich. Sie redet über die Gletscher, die bis zum Ende des Jahrhunderts ganz verschwunden sein werden.

Die marketing-gesteuerte Ausrede der Liftbetreiber, sie bräuchten nicht mehr Wasser und Energie als das städtische Hallenbad, wirkt fade, wenn man sich die Zukunft der Alpen ausmalt. Sicher, die Schneekanonen tragen im Vergleich zum globalen Klimawandel nur einen Bruchteil zur Veränderung der Bergwelt aus, aber nach 47 Jahren Alpin-Ski überlege ich tatsächlich, ob ich dieses Hobby aufgeben soll.

Vielleicht sind Tourenski eine Alternative: Aufsteigen, oben Kaiserschmarren essen, Jagertee trinken und dann einmal runterfahren. Und nachmittags noch eine Runde mit den Langlaufski drehen. Das könnte den Winterurlaub retten, der die Familie zuverlässig zusammenführt, um gemeinsam in der Ferienwohnung zu kochen, Kniffel zu spielen, zu lesen und zu diskutieren.

Und vielleicht könnte man an einem Tag doch die Alpin-Ski und das Snowboard unterschnallen und im Lift singen: „Weil i wü´, Schifoan, Schifoan, wow wow wow, weil Schifoan is des leiwaundste . . .“ So viel Freude muss sein.