Dagmar Weinberg. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Abkürzungen wie ARD und ZDF gibt es schon lange. Jetzt schwappt eine neue Abkürzungswelle übers Land, die vom Drama unserer Kultur berichtet.

EsslingenWir schreiben das Jahr 1992: Der Vorhang der Nacht hebt sich von der Bühne und die Fantastischen Vier beginnen ein Spiel, das uns vom Drama einer Kultur berichtet: „ARD, ZDF, C&A – BRD, DDR und USA“, rappen sich die Stuttgarter Hip-Hopper in ihrem Song MfG durch den Abkürzungswahn. „SED, FDJ und KDW …. die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir steh’n drauf, wir geh’n drauf, für ein Leben voller Schall und Rauch….“ Wir schreiben das Jahr 2019: SED und FDJ sind zwar längst Geschichte. Dafür schwappt eine neue Abkürzungswelle übers Land. Weil immer mehr Firmen zu den Global Playern gehören wollen, stehen auch sie auf ein Leben voller Schall und Rauch. So entsorgen sie mal eben ihre Technischen Direktoren und Geschäftsführer. Ihre Jobs dürfen die Herren zwar behalten – und falls es doch mal eine Frau an die Spitze geschafft hat, natürlich auch die Damen. Wer international unterwegs ist, nennt sich jetzt aber großspurig CTO und CEO. Ersteres steht für Chief Technology Officer, letzteres für Chief Executive Officer. Und beides wird natürlich englisch ausgesprochen. Auch die guten alten Personalchefs sterben allmählich aus. Sie schimpfen sich neuerdings HR, gesprochen „eitsch a:“. Wer jetzt an den Hessischen Rundfunk denkt, liegt falsch. Denn HR ist die Abkürzung für Human Resources. Werden Mitarbeiter aber nur noch als Ressource gesehen und auf ihren ökonomischen Wert reduziert, dann beginnt ein Spiel, das vom wahren Drama unserer Kultur berichtet.