Elisabeth Maier Foto: Bulgrin - Bulgrin

Elisabeth Maier beschäftigt sich mit der schönen neuen Welt – und putzt am Ende dann doch lieber selbst.

Esslingen Alexa, sag mir doch bitte, wann der Bus von A nach B fährt.“ Sekunden später hat der kompakte, runde Empfänger die genaue Abfahrtszeit ausgespuckt. Statt mühsam selbst auf dem Smartphone zu daddeln, können wir gleich los zur Haltestelle. Auf unsere verdutzte Nachfrage spuckt die künstliche Intelligenz auch noch schnell die Fußballergebnisse vom Nachmittag aus. Dank der Maschine bleiben keine Fragen offen. Etwas beängstigend ist das Gerät aber schon. Ich frage mich: Welche Daten speichert der E-Service mit der freundlichen Stimme über uns?

Um den Menschen das Leben vermeintlich einfacher zu machen, treten immer mehr Roboter in unser Leben. Vor vielen Jahren fing das mit dem Staubsauger meiner Freundin an, der selbsttätig den Schmutz aus den letzten Ritzen fischte. Eigentlich ist das ein kleiner Traum – nicht mal mehr putzen muss man selbst. Jetzt denkt Alexa für uns mit, wie ein Geist aus der Konserve. Nerds brauchen schon gar nicht mehr aus dem Haus zu gehen, denn sie erwartet ein ganzes Leben in Computerspielen. In „Second Life“ organisieren Avatare, also täuschend echte Bildschirmsimulationen, das Leben der Spieler. Durch diese Parallelwelt bewegt man sich mit digitalen Werkzeugen. Wer findet da noch Zeit, in der realen Welt mit Freunden zu lachen, Tee zu trinken oder übers Wetter zu reden?

Und jetzt bläst mit „Sophia“ gar ein lebensechter Roboter zum Angriff auf die Welt. Im adretten grauen Faltenrock und mit hellblauer Seidenbluse blinzelt die Gestalt, den Gesichtszügen der Schauspielerin Audrey Hepburn nachempfunden, den amerikanischen TV-Moderator Jimmy Fallon an. Ein Millionenpublikum lauscht gebannt vor den Fernsehern. Mit metallener Stimme erzählt die künstliche Frau Witze, verstrickt den Medienmann in Spiele. Um ihm im nächsten Moment an den Kopf zu werfen: „Das ist ein guter Anfang für meinen Plan, die Menschen zu dominieren.“ Mit den Weltherrschaftsfantasien der künstlichen Intelligenz jagen ihre Programmierer uns Angst und Schrecken ein. Das humanoide Wesen ist gar Staatsbürgerin von Saudi-Arabien. Solche Szenarien sollten da bleiben, wo sie hingehören – in düsteren dystopischen Filme aus Hollywood. Aber Alexa und Sophia sind bittere Realität. Angesichts solcher Entwicklungen vergeht mir die Freude am staubsaugenden Roboter ganz und gar. Da putze ich die Wohnung doch lieber selbst.