Quelle: Unbekannt

Von Moritz Osswald

Es wird zunehmend grüner in den hiesigen Supermärkten. Nicht die Farbe der Regale oder die politische Ausrichtung der umherwuselnden Reihenverwalter ist gemeint. In den vergangenen Jahren haben wiesengrüne Produkte die Läden des Landes überschwemmt. Diese Entwicklung überrascht, galten doch Bio-Fans früher noch als Exzentriker. Aber jene hoffnungsverheißenden grünen Packungen sind längst salonfähig geworden. Mittlerweile gar bei Einzelhandelsimperien wie Aldi, Lidl und Konsorten.

Man staunt nicht schlecht, die Discounterriesen haben über die Jahre ihr Sortiment mit fair gehandelten Bananen, Bio-Gemüse und „Rettet-unsere-Umwelt!“-Tragetüten aufgestockt. Auf einmal kooperieren Firmen wie Netto mit dem WWF, Lidl möchte einem vermitteln, dass „jede Flasche zählt“. Das poliert ein Image, das sonst mit Themen wie Lohndumping und erbitterten Preiskämpfen eher negativ konnotiert ist. Was könnte also besser sein, als sich über die angebotenen Produkte ein grüneres Unternehmensbild zu verschaffen?

Wie wäre es, einfach irgendwo in Nordrhein-Westfalen einen Wald anzulegen? Diesen rühmlichen Gedankengang hatte wohl auch die PR-Abteilung bei Aldi-Süd, als sie Mitte dieses Jahres ein Waldprojekt in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Lindlar initiierten. Man wolle das Thema Klimaschutz für die Kunden lebendiger und direkter erlebbar machen, hieß es dazu in einer Stellungnahme von Aldi-Süd. Welch noble, welch schöne, welch uneigennützige Motivation! CO2-Emissionen sollen mithilfe des Aldi-Walds aus der Luft gefiltert werden. Schade nur, dass frisch eingepflanzte Bäume kaum CO2speichern können. Auf einer ehemaligen Kuhweide errichtete der Supermarkt-Gigant eine etwa zwei Hektar große Waldfläche, ergo: ein Wäldchen. Greenwashing vom feinsten. Kritik hagelte es auch von der Deutschen Umwelthilfe.

Um fair zu bleiben sei angemerkt, dass Aldi Süd noch zwei weitere Waldprojekte betreut, und zwar in Bolivien und Uganda. Frei nach dem Motto: „Tue irgendetwas - und rede darüber“.