Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin - Roberto Bulgrin/bulgrin

Johannes M. Fischer findet, dass Brachen hässlich sein mögen, aber auch Mahnung sind – die hoffentlich nicht ewig bestehen.

EsslingenDu suchst dir immer hässliche Ecken! Mein Gegenüber verpackt seine Kritik mit einem Lächeln. Es ist nett gemeint. Ich wehre mich. Erstens nicht immer (ich kann auch Sonnenuntergang!) und zweitens nicht hässlich.

Was ich eingestehe: Mein Blick wird angezogen von Ungereimtheiten und Unzeitgemäßem. Dinge, die irgendwie aus der Zeit fallen und doch in ihr existieren. Dazu gehören auch Esslingens große Brachen, über die ich in der EZ am Sonnabend eine Geschichte veröffentlichte. Die Resonanz darauf ist ziemlich groß, und der oben angeführte, eher persönliche Kommentar war nur eine Reaktion. Eine andere auf Facebook fällt deutlich kürzer aus: „Hässlingen...“

Dieser Kommentar schmerzt, weil kein Lächeln, kein zwinkerndes Emoji zu sehen ist. Er klingt apodiktisch, trotz seiner drei Punkte. Ich finde: Brachen mögen hässlich sein, aber sie stehen auch als Mahnung in der Welt: Hey, macht mal was mit mir! Es sind Orte der Entstehung, unabhängig davon, ob sich hinter ihnen eine Geschichte des Versagens oder des Gelingens verbirgt. Vor allem aber stehen sie nicht für die ganze Stadt, die ja im großen Ganzen ziemlich schön anzusehen ist. Nicht „immer“ und nicht überall, aber mal ehrlich: Wer will das? Wo sich etwas bewegt, entstehen Risse und Verwerfungen. Auch mal eine Brache. Alternativ dazu steht die Friedhofsschönheit. Gut für einen Spaziergang. Aber als Daueraufenthalt?