Quelle: Unbekannt

Von Moritz Osswald

Laktosefreie Käsescheiben, glutenfreier Reis, Haferflocken als pflanzliche Proteinquelle: Die Nahrungsmittelindustrie verhilft einem immer wieder zu neuen, spannenden Erkenntnissen. Neben dem inflationären Gebrauch offizieller und inoffizieller Bio-Siegel gesellen sich mittlerweile Bezeichnungen auf Produktverpackungen, die mitunter obskure Züge annehmen. Da man den Verbraucher mit marktschreierischen „Neues Rezept!“ oder „Jetzt-noch-besser-im-Geschmack!“-Formeln kaum noch zum Kauf bewegen kann, müssen neue Ideen her. Die bereits erwähnten Bio-Sticker als Gewissensberuhiger sind schon mal ein guter Anfang. Wie bringt man das Ganze auf die nächste Stufe? Richtig, „vegetarisch“ oder „vegan“ auf Produkte kritzeln, bei denen zwar überhaupt kein Zweifel daran besteht, dass sie nicht vegetarisch oder vegan seien. Aber Wiederholung erhöht ja bekanntlich den Behaltenswert.

Dadurch ergeben sich marketingtechnische Ergüsse wie zum Beispiel das „vegane Mineralwasser“. Natürlich kann Wasser faktisch nur vegan sein (einzig Wurstglaswasser bietet hier legitimes Streitpotenzial). Dennoch scheinen sich die Werbeexperten einig gewesen zu sein, es könne nicht schaden, die Chiasamen-Zielgruppe des kühlen Nass noch einmal dran zu erinnern. Gemeint sind dann aber übrigens die Verpackungsmaterialien des Wassers. Auch die Tatsache, dass Reis von Natur aus kein Gluten enthält, ist so ziemlich jedem bekannt, der sich etwas mit Ernährung auskennt. Und ja, Haferflocken sind eine pflanzliche Eiweißquelle, weil sie a) pflanzlich sind und b) Protein enthalten. Aber als „Proteinquelle“ kann schlicht jedes Lebensmittel bezeichnet werden, welches Eiweiß enthält. Viele Käsesorten, die lange reifen, sind von Haus aus laktosefrei. Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt. Vielleicht werden Nudeln ja bald erkenntnisreich als „natürliche Kohlenhydratquelle“ deklariert.