Foto: Weiß - Weiß

Für was braucht man eine multifunktionale Küche?, fragt sich Gaby Weiß, wenn Mutti mit Herz statt Hightech kocht.

EsslingenDie LEDs am Wasserhahn wechseln die Farbe, die Fritteuse kommuniziert über Bluetooth mit dem Grill, die sprachgesteuerte Dunstabzugshaube folgt aufs Wort, die Küchenmaschine mit Food-Prozessor kann als Multitalent nicht nur rühren, kneten und mixen, sondern auch wiegen, häckseln und schroten. Der Backofen besitzt 80 Automatik-Programme, zeigt auf dem Display Rezepte und macht im Pyrolyse-Modus kurzen Prozess mit verkrusteten Resten. Der Herd lässt sich übers Smartphone steuern – wenn das Essen fertig ist, kriegt der Hungrige eine Push-Nachricht aufs Handy. Der Kühlschrank verfügt über Gefriergerät und Eiswürfelspender, Wein-Klimaabteil, unterschiedliche Temperaturzonen und eine Vakuum-Schublade fürs Gemüse, das ohne Sauerstoff länger knackig bleibt. Ein Spezial-Gerät saugt die Luft um rohes Fleisch herum an, misst den Bakteriengehalt und erklärt via Ampel, ob das Steak noch zum Verzehr geeignet ist. Ein Chip am Joghurt-Becher teilt mit, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Über einen Sensor meldet der Kühlschrank, dass die Milch knapp wird und druckt eine Einkaufsliste aus. Hätte er Internet-Anschluss, könnte er Fehlendes online ordern und ins Haus liefern lassen. Die Innenraum-Kamera dient nicht etwa dazu, nächtliche Diät-Crasher aufzuspüren, sondern zeigt als App auf dem Handy den Eisschrank-Inhalt an, damit der Besitzer auf dem Nachhauseweg noch einkaufen kann. Was für hypermoderne Küchen es doch gibt – vernetzt, vollautomatisch, programmierbar, clever und smart! Mir reicht ein Telefon: Mama anrufen und sich am Sonntag zum Lieblingsessen einladen. Mama kocht ohne Hightech, aber mit jeder Menge Know-how, mit Erfahrung, mit leckeren Zutaten – und mit ganz viel Liebe.