Quelle: Unbekannt

Von Fabian Schmidt

Rasenballsport Leipzig hat es geschafft. Sieben Jahre nach der Vereinsgründung in der fünften Liga steht der Brauseklub auf Platz eins der höchsten deutschen Spielklasse. Hut ab! Im hochgejazzten und -kommerzialisierten Fußballbusiness verdient dies Respekt. Aber was ernten die Roten Bullen häufig: tierische Aufregung der gegnerischen Fans, besonders bei den Anhängern von Traditionsclubs.

Ich besitze eine Dauerkarte beim VfB Stuttgart, habe mit dem Verein gelitten, mich mit ihm gefreut und bin trotz arbeitstechnisch schwieriger Anpfiffzeiten bisher bei jedem Heimspiel in Liga zwei gewesen. Ich drücke also einem Traditionsclub die Daumen. Aber ich verstehe die Aufregung nicht.

Wer sich im heutigen Profifußball über finanzielle Unterstützung von Vereinen beschwert, ist romantisch verklärt. Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim - Werksclubs, Mäzenatentum. Auch der FC Bayern und Borussia Dortmund bauen ihren Erfolg zu einem großen Teil auf ihrem finanziellen Hintergrund auf. Gewiss, die Vereine haben sich das erarbeitet über mehrere Jahre, doch wenn ein anderer Club in kürzerer Zeit ausreichend Geld im Rahmen der Regeln akquiriert und dann vor allem weit- sowie umsichtig plant, gute Arbeit leistet und mit erfrischendem Fußball auch noch unterhält, soll das nicht okay sein? Kritik ist vielleicht angebracht, dass Leipzig mit RB Salzburg eine Art Nachwuchslabor besitzt, wobei der VfB beispielsweise zu Erstligazeiten mit seiner zweiten Mannschaft immerhin in der 3. Liga einen guten Nährboden für junge Spieler hatte, von denen ironischerweise auch noch welche nach Leipzig wechselten.

Der Fußball in den Bundesligen ist Kommerz. Es geht um Wirtschaftskraft, nicht mehr vor allem um den Zweikampf Mann gegen Mann, Team gegen Team, bei dem Laufbereitschaft, Ehrgeiz, Talent und Siegeswillen über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Sondern eben auch die finanzielle Stärke eines Vereins. Und je besser ein Club arbeitet, also je mehr Erfolg er hat, desto größer wird dieses Kapital.

Ein Startup-Unternehmen in der Wirtschaft benötigt ebenfalls eine finanzielle Spritze am Anfang seines Lebens, und in der Wirtschaftsbranche beschwert sich darüber auch niemand. Im Fußball aber folgt der Aufschrei. Dabei wohnt den Roten Bullen aus Leipzig sogar eine gewisse Romantik inne. Nicht nur dass sie sich derzeit noch eine Gehaltsobergrenze auferlegt haben, sondern viele wichtige Spieler sind mit dem Team in die höchste Spielklasse aufgestiegen - manche gar aus der 3. Liga ins Oberhaus gerast. Und der Kapitän Dominik Kaiser streifte sich bereits in der vierten Liga das Leipziger Trikot über. Dass diese Jungs mit einer guten Trainer- und Trainingsarbeit sowie Weit- und Umsicht im Management nun den Sprung nach ganz oben in die Bundesliga geschafft haben, hat Respekt verdient. Diese Leistung ist schließlich kein Bullshit.