Karla Schairer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Karla Schairer über eine Radiosendung und diverse Gedächtnislücken.

EsslingenIn einer nächtlichen Sendung einer Jugendradiowelle will der Moderator zusammen mit den Höhern eine Liste von zehn Schlagwörtern erstellen, die 2018 geprägt haben. Brexit, Heißzeit und AKK stehen da schon. Jan, 19, aus Leipzig ruft an: „Die Olympischen Sommerspiele müssen unbedingt mit drauf.“ Der Moderator stutzt: „Das habe ich gar nicht mitbekommen.“ – „Eben weil sich niemand mehr daran erinnert, muss Olympia mit auf die Liste.“ Der Moderator will wissen, welche Goldmedaillen Deutschland denn geholt habe. „Der Hambüchen, der Turner, hat seinen Abschied gegeben und noch einmal Gold geholt“, sagt Jan ganz euphorisch. „Das war im Sommer, direkt nach der Fußball-WM. Das hat nur keiner mitgekriegt.“ Der Moderator überlegt noch, ob er Olympia mit auf die Liste schreibt. „Jan, was waren denn deine persönlichen Highlights 2018“, fragt er. „Olympia!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Der Moderator lacht: „Sonst hast du nichts erlebt in diesem Jahr?“ Jan: „Meine Freundin hat mit mir Schluss gemacht.“

Nach Jan ruft Steffen an. Er lacht erstmal eine Weile: „Ihr habt zwei Jahre in der Vergangenheit gelebt, die Olympischen Sommerspiele waren vor zwei Jahren. In diesem Jahr waren die Winterspiele.“ Der Moderator atmet auf. Mit seinem Gedächtnis ist doch alles in Ordnung. Mit Jans offenbar nicht. Offene Fragen bleiben: Was hat Jan in den vergangenen zwei Jahren gemacht? Ist er womöglich erst 17? Und ist er eigentlich noch mit seiner Freundin zusammen?