Claudia Bitzer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Nach 15 Jahren gibt es neue Uniformen für alle Bahn-Mitarbeiter, designt von Guido Maria Kretschmer. In „Servicerot“. Claudia Bitzer fragt: Wäre das nicht auch etwas für die Esslinger Busfahrer?

EsslingenKlimawandel, Feinstaub, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Immissionen, Emissionen: Nicht Karlchen Müller am Steuer, sondern den Öffentlichen gehört die Zukunft. Wenn sie sich ihre glanzvolle Perspektive nicht schon in der Gegenwart selbst kaputt machen.

Die Deutsche Bahn hat jetzt jedenfalls ein deutliches Aufbruchsignal gesetzt und testet seit ein paar Tagen neue Uniformen für ihr Personal. Entworfen hat sie Guido Maria Kretschmer, der Shopping King unter den deutschen Designern. Statt des leuchtenden Knallrots, immerhin seit Jahrzehnten das Ampelsignal des DB-Logos, ergänzt künftig ein warmes „Burgundy“ (auf gut Deutsch: Weinrot) die dunkelblaue Grundausstattung der Bahnleute. Egal, ob Lokführer, Schaffner oder Kundenberater (gibt’s die wirklich noch irgendwo?) – alle 43 000 Mitarbeiter des Konzerns sollen am Ende der Testphase dann im neuen Look daherkommen.

„Servicerot statt Verkehrsrot“ beschreibt die Bahn ihre Farbwahl. Weil besser kombinierbar und flächiger einsetzbar. Man darf gespannt sein, ob sich das auch auf die Träger überträgt. „Selbstbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gut gekleidet sind und sich wohl fühlen, leisten einen noch besseren Service für unsere Kunden“, meint jedenfalls DB-Personalvorstand Martin Seiler.

Somit drängt sich die Frage geradezu auf: Wäre das vielleicht auch ein Lösungsansatz für die aktuellen Probleme im Esslinger Busverkehr? Im Erscheinungsbild ihrer Fahrzeuge haben sich der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen und das Calwer Unternehmen Rexer – bis aufs Nummernschild – ja schon auf ein einheitliches Outfit geeinigt. Aber vielleicht könnte mancher neue Busfahrer ja von einer topaktuellen, von Kretschmer persönlich designten gemeinsamen Esslinger Verkehrsuniform profitieren? Denn „Kleidung macht einfach etwas mit den Leuten“, wird Kretschmer in der DB-Mitteilung zitiert.

Okay, okay: Vermutlich würde in den Fällen, die die Esslinger Kundschaft derzeit zuhauf in Wallung bringen, ein schlichter Sprachkurs weiter helfen als eine servicerote Krawatte. Auch die Bahnkunden lassen sich nicht blenden. Im Netz finden sich bereits bissige Kommentare. „Ob neue Uniformen an der Pünktlichkeit etwas ändern können, ist fraglich“, schreibt zum Beispiel ein Leser. Das gilt selbstredend auch für den Esslinger Busverkehr.

Zum Schluss noch ein klitzekleines Trostpflästerchen für Bahn- und Busbetreiber: Ist der Ruf erst ruiniert, fährt’s sich völlig ungeniert. Auch ohne Designer-Klamotten.