Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Von Woche zu Woche verlieren die Pflanzen im Büro ihre sattgrüne Farbe. Das dickblättrige Grünzeug auf dem Schreibtisch sieht noch ganz gut aus. Im Besprechungsraum vergisst man die Schönheiten im Topf allerdings viel zu oft. Dann welken die Blätter vor sich hin. Irgendwann wird das Grünzeug dann schnöde entsorgt. Gerade jetzt im Herbst wären grüne Farbtupfer zwar schön. Aber das braucht viel Disziplin. Und das nötige Talent.

Mit einer Kaktuszucht habe ich in Kindertagen mein gärtnerisches Glück versucht. In einem Mini-Gewächshaus am Fenster züchtete ich die stacheligen Ungetüme heran - viel größer als eine Fingerkuppe wurden sie aber nie. Wie habe ich da meinen Vater beneidet, der Unmengen von Tomaten auf der Fensterbank heranzog. Damit bescherte er uns im Sommer eine satte Ernte.

Den grünen Daumen hat mir mein Vater leider nicht vererbt. Zwar versuche ich mich jedes Jahr im Minigarten an Brombeeren und Rhabarber - und da springt durchaus der eine oder andere Kuchen heraus. Aber meine wiederholten Versuche, Zierorangen oder Zitronenbäumchen über die kalten Winter im Neckartal zu bringen, sind immer wieder kläglich gescheitert. Immerhin überstehen die Büropflanzen meiner Kollegin ihre Urlaube unter meiner Aufsicht bisher unbeschadet.

Und vielleicht wird ja mein Traum, einer Orchidee am Fensterbrett zu voller Blüte zu verhelfen, einmal wahr. Ob ich sie dann zu so grandioser Blüte bringe wie in den Schaufenstern der Blumengeschäfte, das ist aber fraglich. „Das sind Zicken“, kommentierte meine Kollegin heute beim Mittagessen die altrosafarbene Blütenpracht. Solche Einsicht tröstet mich zwar ungemein. Aber zwei oder drei Triebe wären schon schön.