Quelle: Unbekannt

Von Moritz Osswald

Junge Menschen stehen ständig vor der Qual der Wahl. Tausende Studiengänge, hunderte Ausbildungsberufe, dreißig verschiedene Joghurtsorten: Die Möglichkeiten sind endlos. Die astronomische Anzahl an Optionen macht auch vor dem Privatleben nicht halt. Befeuert wird diese Entwicklung durch die zunehmende Beschleunigung der Kommunikation, die bei den Digital Natives nahezu in Echtzeit stattfindet. Feste Pläne für den Freitagabend? Hat man noch nicht. Möchte man aber. Der Weg dorthin scheint jedoch anstrengender als die Berufswahl.

Alle Türen stehen offen, von der WG-Party mit X über den Filmabend mit Y bis hin zum Grillen mit der Meute von Z. Was zunächst nach Freiheit klingt, stellt sich für die Generation Y als erdrückende Last heraus. Lähmender Freizeitstress. Die Multioptionalität: Das Damoklesschwert jener jungen Erwachsenen, die sich jede Option bis zur letzten Sekunde offenhalten. Noch vor zehn Jahren war es gang und gäbe, die Festnetznummer eines Freundes anzurufen, Mini-Plausch mit Mutti oder Geschwistern des Bekannten inklusive. Heutzutage hingegen regiert ewiges Debattieren in nervigen WhatsApp-Gruppen. Wieso jemanden anrufen und eine Sache in drei Minuten klären, wenn man auch drei Stunden lang Textnachrichten austauschen kann?

Also erst einmal der WG-Party mit X zusagen, dem Grillabend mit Z ebenso. Kann sich ja alles noch ändern. Hintergrund dieses obskuren Verhaltens? Die „FOMO“, also die „fear of missing out“ (Angst, etwas zu verpassen). Auf unbewusster Ebene hat sich in die Köpfe der heranwachsenden Generation eine Unsicherheit eingeschlichen, etwas zu missen. Nicht dazuzugehören, wenn man nicht überall dabei ist. Die Lösung dieses Konflikts? Sich zweiteilen ist momentan noch schwierig. Vielleicht wäre es entlastender, einfach eine Münze zu werfen. Und dann X, Y oder Z anzurufen - also sein Mobiltelefon dafür zu benutzen, wofür es eigentlich erfunden wurde.