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Katja Köhler macht sich Gedanken über das Aussterben alter Wörter.

Esslingen Pardauz. Wehgeschrei! Gemach, der Reihe nach. Kürzlich konnte man in diesem Blatt über einen Artikel des Inhalts stolpern, dass eine Vielzahl alter Wörter dahinzusiechen drohe, weil sich kaum mehr jemand um ihren Einsatz schere. Mit anderen Worten: Keiner benutzt sie mehr. Derweil wäre es jammerschade, wenn sie vergessen würden. Was sind das für Fisimatenten! Firlefanz! Schnickschnack! Kokolores! Beruht dieser Leichtsinn auf der Unbedachtheit von Bengeln und Schlingeln, von Schurken und Halunken gar? All diese vortrefflichen Wörter sollen verklingen? Wonnigliche Begriffe wie adrett, hurtig oder kommod welken dahin, nur weil die Etikette sie für aus der Mode gekommen hält? Empörend! Genug Anlass zu lamentieren, beim Gedanken an das Vergehen dieser Wörter wird einem ja geradezu blümerant.

Sei’s drum. Nicht dass man dem Backfisch, der öffentlichen Bedürfnisanstalt, dem Fernsprecher oder heutzutage sogar der SMS hinterhertrauern müsste. Das wäre unbotmäßig. Aber wie entzückend, drollig und famos sind doch Ausdrücke wie Augenweide, Spitzbube und Ungemach, und wie traurig ist es, sie dem Untergang geweiht zu sehen. Mögen die Parlierenden dem entgegenwirken und dem Wegfall alter Sprachgewohnheiten Einhalt gebieten. Dabei ist Eile geboten, ehe alles verbummelt, versäumt und verschusselt dem ewigen Vergessen anheimgefallen ist – aber ein bisschen plötzlich, bitteschön. Echt jetzt Alder.