Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Die Nachricht hat mich überrascht: Da gratulierte mir der Kurznachrichtendienst Twitter (deutsch: Gezwitscher) zur vierjährigen Mitgliedschaft. So lange schon dabei? Offen gestanden habe ich meine Mitmenschen kaum mit Tweets beglückt. Und die kurzen Notizen auch sonst nur selten beachtet.

Das hat sich geändert. Und das nicht erst, seit die Social Media Plattform in Aussicht stellte, dass die Zahl der Zeichen von 140 auf 280 erhöht werden soll. Zunehmend beschäftigt mich Twitter. Immerhin ist die Zahl meiner Follower auf 49 angewachsen. Da geht noch was. Jeden Tag klicke ich auf das weiße Vögelchen auf blauem Hintergrund. Das hat einen Grund: Was twittert Donald Trump wieder? Natürlich folge auch ich dem US-Präsidenten, man will ja auf Ballhöhe sein. Doch die Diskurse, die er anstößt, erschrecken mich. Spieler der National Football League waren vor laufenden TV-Kameras zur Hymne hingekniet, um gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA zu demonstrieren. Daraufhin hatte US-Vizepräsident Mike Pence das Stadion verlassen. Prompt postete er den Abgang auf Twitter. Und der Präsident legte nach. Da dankt @realDonaldTrump Jerry Jones, dem Besitzer des berühmten Football-Teams Dallas Cowboys, dass er Spieler auf die Bank verbannen will, die „die Flagge nicht respektieren“. Dessen Devise lautet: „Steht für die Nationalhymne auf, oder bleibt während des Spiels auf der Bank.“ Spielerische Qualitäten spielen ebenso keine Rolle mehr wie Verständnis für die Geste der Spieler.

Auf der Social-Media-Plattform wettert Trump gegen Nachrichten, die für ihn grundsätzlich „Fake News“ sind, wenn sie ihm nicht in den Kram passen. Seine politischen Gegner denunziert er - und das angeblich vor 40,2 Millionen Followern, wobei ein Viertel davon Fake Accounts sein sollen. Gedankenaustausch mit leichten Tweets - das liebe ich. Doch dass politische Kultur beim ersten Mann Amerikas auf 140, bald vielleicht 280 plakative, böse Zeilen zusammengequetscht wird - das ist kindisch und gefährlich. Wie sich der US-Präsident im Netz vermarktet, macht mir Angst.