Lokalkolorit im Fernsehen rührt einen immer. Im jüngsten Stuttgart-„Tatort“ allerdings auf Umwegen.
EsslingenSo ein bisschen Lokalkolorit in der großen bunten Fernsehwelt tut ja gut. Es hat nun mal was, wenn man beispielsweise die vertraute Silhouette der Esslinger Stadtkirche oder die Kulisse des Marktplatzes auf jener Mattscheibe auftauchen sieht, die sonst immer Bilder aus allen möglichen anderen Regionen der großen, weiten Welt ins heimische Wohnzimmer holt. Nun gut, für die Nummer eins unter Deutschlands Krimiserien, den „Tatort“, mag Esslingen nicht groß genug sein, das sehen wir schon ein. Klein aber fein, denkt man sich, die Stadt muss ja nicht gleich von der ganzen Welt gekannt und überrannt werden. Andererseits sind wir Esslinger auch oft genug in der benachbarten Landeshauptstadt unterwegs, um wie am vergangenen Sonntag in der sehenswerten Folge „Der Mann, der lügt“ etwa den Stuttgarter Gaskessel oder den Kerner- und den Marienplatz wiederzuerkennen, den Fernsehturm sowieso.
Erstaunt waren wir dann aber doch, dass ein Produkt aus Esslingen den Sprung in den besagten „Tatort“ schaffte, allerdings anonymisiert. An dem Zaun eines Tennisplatzes hing gut sichtbar ein Werbebanner für eine über Esslingens Grenzen hinaus bekannte Sektmarke. Der erste und der letzte Buchstabe des Namens waren abgeklebt, und so wurde aus „KESSLER“ ein „ESSLE“. Essle Sekt also. Offenbar wollte man beim SWR dem Vorwurf der Schleichwerbung zuvorkommen. Den Verdacht, dass sich die Kellermeister vom Speyrer Pfleghof das Honorar sparen wollten, hat das Unternehmen unverzüglich via Facebook ausgeräumt. Denn bei Kessler zeigte man sich erfreut – und postete prompt eine Flasche mit dem Schriftzug ohne K und R als Sonderedition, wie auch in unserer EZ-Collage zu sehen ist. Als solche solle sie aber nicht wirklich herauskommen, hieß es. Der Wiedererkennungseffekt war ja trotzdem da, irgendwie.
PS für alle Esslinger: Der schwäbischen Verniedlichungslogik folgend ist sowieso alles, was aus Esslingen – also aus ES – kommt, ein ESSLE. Auch der Sekt, auch im Fernsehen. Also prost – aufs Lokalkolorit.