Elisabeth Maier. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Elisabeth Maier tut ihren Bücher-Vorlieben gerne kund. Und lernt dabei die anonymen Freunde aus den sozialen Medien besser kennen.

Esslingen Videos erwachsener Menschen, die sich freiwillig Kübel mit Eiswasser überschütten und sich dabei auch noch filmen lassen, machten mich in den sozialen Medien immer sprachlos. 2014 gab es einen echten Hype um die Herausforderung „Ice Bucket Challenge“, die als Spendenkampagne begann. „Hoffentlich nominiert mich keiner“, dachte ich. Und tatsächlich blieb mir die kalte Dusche erspart.

Seitdem geistern immer mehr sogenannte Challenges – auf deutsch Herausforderungen – durchs Netz. Die sind zwar weniger unangenehm, aber trotzdem nicht so mein Ding. Bei der Aufgabe, sieben Tage lang Schwarz-Weiß-Bilder aus meinem Alltag zu posten, fehlte mir schon nach drei Tagen die Muße, mal eben zwischen zwei Terminen auf Fotosafari zu gehen. Und auch die Herausforderung, jeden Tag ein Bild meines Haustiers ins Netz zu stellen, nahm ich nicht an. Mein Kater ist zwar der Größte. Aber jeden Tag eine andere Siegerpose – das würde mich auf Facebook locker die Hälfte meiner mühsam erkämpften 391 Follower kosten.

Zugeschlagen habe ich bei #bookchallenge2018 – und da wurde ich gleich zwei Mal auf Facebook und ein Mal auf Twitter nominiert. An sieben Tagen sieben Cover meiner Lebensbücher zu posten – also der Bücher, die mich am meisten berührten – hat mir Spaß gemacht. Ein Grund, mal wieder im Bücherregal zu stöbern und dabei Schätze wie Toni Morrisons „Menschenkind“ oder Willa Cathers „Sei leise, wenn Du gehst“ wiederzufinden. Und noch schöner, als selbst nominiert zu werden, ist es, anderen ihre Büchergeheimnisse zu entlocken. Meine Freundin, die Challenges hasst, hat mir dennoch eine Liste ihrer Lieblingsbücher zusammengestellt. Dass da neben anspruchsvoller Belletristik auch die guten, alten „Lurchi“-Bände aus der Schuh-Werbung zu finden sind, zeigt mir, wie viel wir doch gemeinsam haben. Spannend ist’s auch bei den Kollegen. Ach ja, Niklas Luhmanns Theorie „Soziale Systeme“ hat auch mich im Studium sehr beschäftigt. Und der Tipp, Douglas Adams’ schrille Science-Fiction-Parodie „Per Anhalter durch die Galaxis“ mal wieder zur Hand zu nehmen und so richtig abzulachen, begeisterte mich. Da sag noch einer, soziale Medien hielten die Generation Smartphone vom Lesen ab. Dass die Tochter meiner Freundin, frischgebackene Studentin, erst gar nicht auf meine Nominierung reagiert hat, ärgerte mich allerdings doch. Ignorante Jugend! Deren Vorlieben bleiben mir nun verborgen. Für uns Oldies ist diese Challenge jedenfalls ein herrliches Spiel – und ich warte schon auf die nächste: #poetrychallenge2019. Vielleicht sollten wir mal unsere Lieblingspoesie posten? Eine schöne Erinnerung an die Zeit, als wir Gedichte in der Schule noch auswendig lernten – und jede Zeile genossen haben. Das war zwar kein Poetry Slam, aber Spaß gemacht hat’s doch. Mein Favorit? Ganz klar Theodor Fontanes „Herr Ribbeck von Ribbeck auf Havelland“. Die wunderbare Ballade von dem Gutsherrn, der die Kinder selbst nach seinem Tode noch mit Birnen versorgte, ist zauberhaft.