Claudia Bitzer Foto: Egon Kaiser - Egon Kaiser

Claudia Bitzer widmet den „Rückspiegel“ der Woche zwei Donnerschlägen, die es in Esslingen und Plochingen haben krachen lassen.

EsslingenDunkle Wolken hängen über dem Neckartal, die Sommerhitze ist endgültig vorbei. Und trotzdem hat es in dieser Woche ein paar Mal gewaltig gedonnert.

Der erste Kracher geht auf das Konto der Esslinger Grünen-Stadträtin Brigitte Häfele, die gegen den Willen ihrer eigenen Fraktion Schul-, Kultur-, Sozial- und Ordnungsbürgermeisterin in der Kreisstadt werden will. Am Sonntag läuft die Bewerbungsfrist ab – dann lüften die Grünen das Geheimnis um ihren Favoriten, hinter dem anscheinend alle – außer Frau Häfele – stehen. Die Parteilose betont hingegen, dass sie sich bei den Grünen nach wie vor gut aufgehoben fühle. Man darf gespannt sein, wie lange die das auch noch so sehen. Notfalls hat sich schon die FDP bereit erklärt, Häfele Zuflucht zu gewähren. Ihre Ambitionen auf einen Bürgermeisterposten in Esslingen könnte sie in Anbetracht einer gerade einmal dreiköpfigen liberalen Gemeinderatsriege dann allerdings auf immer und ewig begraben.

Der zweite Kracher der Woche hat sich über der Stadt Plochingen und ihren Nachbarkommunen entladen. Aus heiterem Himmel hat es die Beteiligten nicht getroffen. Dem Gewitter ging schon ein jahrelanges Wetterleuchten voraus. Seit gefühlten Ewigkeiten versucht die Stadt Plochingen, ihre Nachbarn in Wernau, Reichenbach, Lichtenwald, Hochdorf, Altbach und Deizisau dazu zu bringen, nicht nur ihre Schüler aufs Plochinger Gymnasium zu schicken, sondern sich auch an der Sanierung des Betonensembles zu beteiligen. Jetzt waren alle wie vom Donner gerührt, als die erste halbwegs belastbare Kostenschätzung für die anstehenden Bauarbeiten am zweitgrößten Gymnasium im Land auf fast 60 Millionen Euro kam. In Esslinger Währung umgerechnet entspricht das den Sanierungskosten für zwei bis drei Neckarbrücken.

Dem Reichenbacher Bürgermeister Bernhard Richter ist dabei fast der Gaul durchgegangen. In einem geharnischten Brief ließ er die Plochinger wissen, was sie von ihren sechs Nachbarkommunen erwarten dürfen: ein Nixle in einem Büchsle. Und am Horizont zeichnet sich schon ein jahrelanger Rechtsstreit ab. Das bringt Plochingen nicht weiter. Und damit selbst den sachlichen Plochinger Bürgermeister Frank Buß um die Nachtruhe, zumal auch seine Stadt eine Brücke auf der Schadensliste stehen hat.

Vielleicht kann er sich ja von Ostfilderns Alt-OB Herbert Rösch ein paar Tipps holen, wie man solche kommunalen Regenzeiten übersteht. Dem Vater des Scharnhauser Parks und der neuen Stadtmitte geht es im Ruhestand bestens, hat er der EZ in dieser Woche erzählt. Sein letztes Fußballamt hat er am Freitag abgegeben. Aktiv hält den 76-Jährigen die Mitarbeit für die Gradmannstiftung, sein Rad und seine Familie.

Und weil der heutige Rückspiegel bislang noch etwas kommunallastig ist, zum Schluss noch eine kleine Prise Boulevard. Nein, damit meinen wir natürlich nicht unsere Geschichte über die bedauernswerte Hohengehrenerin, die beim Stolpern über Plochinger Pflastersteine übel zugerichtet wurde. Aber ihr und dem Plochinger Bürgermeister widmen wir zumindest gedanklich den Will Höhne-Hit aus den 50er-Jahren: „Auf Regen folgt Sonne, auf Weinen wird g’lacht“. Und versprechen mit der ehemaligen Boulevardmagazin-Moderatorin Nina Ruge:

Alles wird gut.