Katja Köhler. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Manche Bücher eignen sich keineswegs für eine Verfilmung. Denn mit den Bildern verändert sich ihre Webart, wie Katja Köhler anhand des Briefromans „Gut gegen Nordwind“ verärgert feststellt.

EsslingenEin Roman ist ein Roman ist ein Roman und kein Film. Und wird er doch dazu, fällt die Fassung gegenüber dem Original häufig ab. Die Erkenntnis ist zwar nicht ganz neu, bestätigt sich aber immer wieder. Wie zuletzt bei der Leinwandfassung des charmanten E-Mail-Romans „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer. Zwar gibt Nora Tschirner eine ganz ordentliche Emmi ab, und auch Alexander Fehling geht als Leo durch. Aber das, was den Zauber des Buches ausmacht – der Rausch der Worte, in dem sich Emmi und Leo Buchstabe für Buchstabe näherkommen, ohne sich indes real zu begegnen – wird von der Filmfassung missachtet, zersetzt und überrollt. Das kann auch gar nicht anders sein, denn ein Film folgt nun mal anderen Gesetzen als die Literatur. In diesem Fall verändert die filmische Fassung jedoch auch gleich die DNA der Vorlage, womit der spezielle Spannungsbogen des Originals auf der Strecke bleibt. Mit anderen Worten: Nicht jeder literarische Stoff eignet sich für eine Verfilmung. „Gut gegen Nordwind“ gehört dazu.

Absurder noch als die Gesetze der Filmindustrie sind allerdings die des Marketings. Anlässlich des Films wurde das Buchcover überarbeitet und zeigt nun die Hauptdarsteller Tschirner und Fehling. Damit sind die Typen festgelegt – leider, denn für die Dramaturgie dieser Geschichte ist es elementar, die Personen vor dem inneren Auge entstehen lassen zu können. In der Buchhandlung versichert die Verkäuferin mit Blick auf den Einband denn auch eilig, das Äußere sei zwar verändert worden, der Inhalt aber gleich geblieben. Für diesen Hinweis hat sie gute Gründe. Zu allem Überfluss weist ein Aufkleber die Ausgabe als „Das Buch zum Film“ aus – als sei die Kopie vor dem Original da gewesen. Nicht nur, dass diese vermeintlich verkaufsfördernde Maßnahme dem Autor Unrecht tut. Es wäre auch wahrlich kein Grund, das Buch zu kaufen.