Quelle: Unbekannt

Von Maria Krell

Manche Menschen tanzen täglich am Rande des Abgrunds. Sie kaufen am Tag einer Geburtstagsfeier das Geschenk, erledigen wichtige Aufgaben erst knapp vor Abgabe oder verdrängen unliebsame Arbeiten solange, bis es eigentlich zu spät ist, sie anzupacken.

Wenn Sie sich jetzt angesprochen fühlen, lieber Leser, dann gehören Sie wahrscheinlich zu dieser Spezies: Dem Aufschieber. Und ja, es ist ein hartes Los, nicht wahr? Nicht nur, dass der Aufschieber ständig erhöhten Stresspegeln ausgesetzt ist, weil er permanent gegen die tickende Uhr kämpft. Die miese Zeitplanung macht ihn bisweilen auch bei seinem näheren Umfeld unbeliebt. Und manchmal verkalkuliert er sich schlicht. Für das chronische Aufschieben gibt es sogar einen schmerzhaft klingenden Fachbegriff: die Prokrastination.

Es könnte alles so viel einfacher sein, wenn man rechtzeitig anfangen würde. Und hat sich nicht jeder Aufschieber gelegentlich geschworen, beim nächsten Mal nicht mehr zu prokrastinieren, dieses Mal wirklich rechtzeitig seine Aufgaben zu erledigen? Wo Aufschieberitis mit Optimismus zusammentreffen, da entstehen lange To-Do-Listen, die nie vollständig abgehakt oder fortgeführt werden. Da werden Termine eingetragen, die dann doch überraschend am besagten Tag auftauchen. Aber, liebe Leidensgenossen, es gibt Hoffnung. John Perry, emeritierter Professor für Philosophie an der Stanford University, veröffentlichte ein Buch mit dem bezeichnenden Titel „Einfach liegen lassen. Das kleine Buch vom effektiven Arbeiten durch gezieltes Nichtstun“. Darin beschreibt er, wie produktiv Aufschieber in Wahrheit sind und gibt Gepeinigten wertvolle Tipps. Etwa, dass der richtige Zeitpunkt, um etwas zu erledigen, meist von allein kommt. Es liegt auf meinem Schreibtisch. Und ich habe mir fest vorgenommen, es bald zu lesen.