Martin Mezger. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Martin Mezger geht den Rindviechern auf die Spur

EsslingenDie Basisdemokratie in der Schweiz hat den unbestreitbaren Vorzug, dass sie wider den Stachel löcken kann, aber auch dafür. In diesem Fall für oder wider den Stachel auf dem Haupt eines der wichtigsten Nationaltiere: Am Sonntag stimmen die Eidgenossen ab, ob Kühen die Hörner entfernt werden dürfen oder nicht (siehe EZ-Ausgabe vom Donnerstag, Seite 3). Das Echo tönt wie geballter Alphornschall weit über die helvetischen Grenzen hinaus. Radikale Tierschützer fordern bereits die Enthornung menschlicher Zeitgenossen im Zustand fortgeschrittener Enthirnung. Die Folgen wären verheerend. Wo bleiben Gaudi und unterhaltsamer Wahnsinn, wenn US-Präsident Trump sein Twitter-Geweih abgesägt wird? Wenn Italiens Rechtspopulisten-Stier Salvini gegen die Brüsseler Toreros nicht mehr die Hörner hebt? Wenn stramme AfD-Recken nicht mehr braunviehmäßig in selbige stoßen? Womit sollen wir Journalisten dann die Zitatspalte füllen? Die Welt wäre vielleicht gerettet – aber ärmer. Der vorsichtige Horst Seehofer, der sein Signalhorn bisher gern in Rücktrittsankündigungen verborgen hat, soll auf der Suche nach einem besseren Versteck schon bei oberbayerischen Blaskapellen gesichtet worden sein.

Zum Glück gibt es wenigstens für die männlichen unter den menschlichen Hornochsen eine einfache Lösung: Die ihnen verbundenen Damen können ihnen die Hörner jederzeit wieder aufsetzen.