Elisabeth Maier. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die österreichischen Kollegen sollten sich das deutsche Bahn-Management zum Vorbild nehmen

Esslingen Als Vielfahrer der Bahn kommt man in einen besonderen Genuss. Gratis zum Ticket nebst Bahn-Comfort-Card gibt es an großen Bahnhöfen einen Besuch in der DB-Lounge – und das sogar mit Begleitung. Bevor die Reise losgeht, darf man in den eher schlichten Räumen noch schnell einen Kaffee, Tee oder sogar eine heiße Brühe schlürfen. Alles gibt’s aus dem Automaten und in Porzellantassen. Auch Limo, Wasser und Coca-Cola darf sich der Reisende zapfen. Die Zeiten, in denen es an heißen Sommertagen ein Eis aus der Truhe gab oder eine Schokopraline zu Weihnachten, sind allerdings bei der Deutschen Bahn vorbei. Immerhin kommt man kostenlos ins Wlan – und das sogar unbegrenzt. Auf dem Bahnsteig ist das Surfen nämlich nur eine begrenzte Zeit möglich. Auf roten Sesseln stieren die Passagiere auf einen Bildschirm. Bemerkenswert ist die Werbung fürs Bord-Restaurant, die schöne Fotos von köstlichen Speisen zeigt. Denn in der Lounge sind selbst kleinste Snacks inzwischen Fehlanzeige. Nicht mal mehr die einzeln in Plastik verpackten Kekse gibt es zum Tee.

Nach vier Stunden Fahrt inklusive dem herrlichen Bergpanorama rollt der Eurocity pünktlich am Bahnhof in Salzburg ein. Auch da lockt die Lounge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Vielfahrer. Allerdings ist der Raum schon mal sehr viel eleganter als bei den deutschen Partnern. Fototapeten von Berglandschaften verströmen ein entspanntes Gefühl. An der Theke in der Mitte des Raums gibt es neben Orangensaft die Sonderkreation „Gurke – Kiwi – Spirulina“. Almdudler-Limonade, Wasser und unterschiedliche Kaffee-Variationen sind ebenfalls zu haben. Dazu bieten die ÖBB Zwetschgen, Trauben und Äpfel. Für Figurbewusste stehen Reiswaffeln bereit, Bananenchips, Cracker und Wasabi-Erdnüsse gibt es als Snack. Marmorkuchen, Madeleines und Linzer Schnitten darf der Reisende zum Kaffee genießen. Wer da nicht satt wird, ist selbst schuld. Abends gibt’s für die Fahrgäste Weine oder ein Feierabendbier.

So viel Gastfreundschaft lädt wirklich zum Verweilen ein. Zumal das unbegrenzte Wlan bestens funktioniert. Und man fragt sich angesichts der Fülle, weshalb die Deutsche Bahn nicht zumindest wieder ihr Sommereis einführt? Die vielen wütenden Fahrgäste, die mit Verspätungen von 60 oder gar 120 Minuten hadern, wird das zwar nicht versöhnen. Aber so ein kühler Genuss könnte die Wogen bei leidgeprüften Vielfahren doch zumindest ein wenig glätten. Selbst diese kleine Geste haben die Verantwortlichen der Bahn dem Geiz geopfert.