Dagmar Weinberg. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Ihr Buchsbaum ist ihr heilig. Deshalb scheut Dagmar Weinberg weder Mittel noch Wege, dem Buchsbaumzünsler das Handwerk zu legen.

Esslingen Als blinder Passagier soll der Buchsbaumzünsler Anfang des Jahrtausends mit dem Schiff aus Asien gekommen sein. Da die heimische Vogelwelt an der giftgrünen Raupe mit den schwarzen Punkten partout keinen Gefallen finden will, hinterlässt der Zünsler seither in Parks und Gärten eine Schneise der Verwüstung und bereitet denen, die sie hegen und pflegen, Verdruss. Im Internet findet man inzwischen jede Menge Foren, in denen sich Leidensgenossen darüber austauschen, wie man der kleinen Raupe Nimmersatt am besten den Garaus macht. Während ein Gärtner namens Ulrich auf schlichtes Spülmittel schwört, hüllt ein gewisser Algo die Kugeln in große Plastikplanen und klaubt das eklig grüne Getier von der Folie ab. Andere räumen schon mal ihre riesige Papiertonne leer, fluten sie mit Wasser und lassen den Buchs samt Zünsler mehrere Tage darin baden. Trotz aller Kreativität bleibt oft aber doch nur der Griff zum Spaten: „Traurig, aber konsequent“, schreibt Kathrin, die hilflos mit ansehen musste, wie Tausende Raupen ihre Hecke binnen einer Nacht in dürres Gestrüpp verwandelten.

So weit wollten wir es nicht kommen lassen. Denn unser Buchs ist nicht irgendein Gewächs. Die EZ-Kolleginnen und -Kollegen haben ihn uns vor fast 25 Jahren zur Hochzeit geschenkt. So haben wir alles daran gesetzt, die inzwischen mannshohe Zierde unseres Vorgartens auch durch diesen Sommer zu bringen. Um dem gefräßigen Zünsler den Appetit zu verderben, wurde der Buchs regelmäßig mit Algenkalk eingepudert. Ließ sich dennoch eine Raupe auf den Zweigen blicken, war ihr eine umgehende Feuerbestattung sicher.

Damit die Mühe nicht vergebens war, haben wir jetzt auch noch einen neuen Ferienjob kreiert und unseren hoch gewachsenen Nachbarsjungen kurzerhand als Buchsbaumsitter engagiert. Ein Job mit Zukunftsperspektive. Sobald im nächsten Frühjahr die Temperaturen steigen, wird eine weitere Zünsler-Generation aus ihren Kokons schlüpfen und zum Vernichtungsfeldzug ausschwirren – es sei denn, wir schaffen es, unseren gefiederten Freunden die grässlichen Raupen doch noch irgendwie schmackhaft zu machen.