Michael Paproth. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die globalisierte Wirtschaft eröffnet ungeahnte Möglichkeiten – mit dem passenden Geschäftsmodell lassen sich auch schwäbische Spezialitäten über dem großen Teich prima vermarkten. EZ-Redakteur Michael Paproth hat im kalifornischen Silicon Valley eine Marktlücke entdeckt.

EsslingenIn Kalifornien gibt es jede Menge skurriler Typen: Den Mittvierziger mit langen blonden Haaren und dunkler Sonnenbrille, der sich in Palo Alto auf seinem Skateboard von einem Hund durch die Straßen ziehen lässt. Den jungen Schottland-Fan, der in Mountain View nahe der Google-Zentrale vogelwild Dudelsack spielt. Den älteren Herrn, der in Kampfsportausrüstung mit schwarzem Gürtel bei Piazza’s Fine Foods einkaufen geht. Den verlotterten Typen, der mit abgehangener Plastiktüte vor Peet’s Coffee sitzt und später in einen Porsche einsteigt. Dann gibt es noch Peter aus Hamburg. Etwa 30 Jahre, weiße Turnschuhe, weißes T-Shirt, graue Trainingshose, Sonnenbrille, hält sich für einen coolen Jungen. Er ist Computerspezialist und verkauft sonntags auf dem Markt in Palo Alto für Esther’s German Bakery aus Los Altos Brezeln und Brötchen. Er helfe ab und an seinem Freund aus, dem die Bäckerei gehöre, sagt er. Hat sofort erkannt, dass sein Kunde Deutscher ist. Hat aber nicht erkannt, dass dieser Brezeln kennt und gute zu schätzen weiß. Zwei Dollar ist der Preis für das Laugengebäck, was zurzeit 1,75 Euro sind. Das ist viel. Egal. Gekauft, gegessen und für schlecht befunden. Heißt: Es tut sich eine Marktlücke auf, die all den guten Bäckern aus Esslingen und dem Landkreis gigantische Gewinne verspricht.

Während hier kleinkrämerisch um Centbeträge erhöht wird, was nur zu lästiger Geldwechselei beim Kassieren führt, ließen sich dort mit Brezeln „Made by Schwaben“ mal richtig viel Dollars machen. Qualität wird in der Bay Area hoch geschätzt – und Greenbacks sind vorhanden. Also, Ihr schwäbischen Brezelspezialisten, vereinigt euch; Expansion lautet das Gebot der Stunde. Her muss dafür eine Produktion vor Ort, so kann der Bannstrahl Trumpscher Importzölle nicht treffen. Am besten wäre eine additive Fertigung, besser bekannt als 3D-Druck. Hierbei werden computergesteuert Schicht für Schicht aufgetragen und so dreidimensionale Gegenstände erzeugt. Die Technik wird doch wohl in der digitalen Welt auch fürs Brezelnmachen funktionieren. Heißa, was für riesige Innovationsgewinne winken. Und ganz sicher ist: Gerade das Silicon Valley wird diese Brezeln lieben.