EZ-Redakteurin Greta Gramberg ist ein ziemlicher Öko. Das treibt manchmal ungewöhnliche Blüten.
EsslingenAlltagsradler stimmen sicher zu: ein leichtes Regencape in der Aktentasche ist unerlässlich. Umweltbewusst, wie die Businesspedalistin von heute ist, sollte am besten ökologisch abbaubarer Kunststoff den Arbeitsdress schützen. Im Internet werden dazu etwa Capes aus Kartoffelstärke zum Verkauf angeboten. Einige der Modelle haben ein nettes Extra eingebaut: ein kleines Täschchen mit einem Samen, der Keimen darf, sobald das Cape für seinen ursprünglichen Zweck ausgedient hat und – es ist schließlich ökologisch abbaubar – in der Erde verscharrt wird. Doch was, wenn das ökologisch abbaubare Cape dem natürlichen Regen doch nicht so widerstehen kann, wie umweltsündiges Polyester? Wächst dann ein Baum aus dem Überwurf, mit dem sie bei Unwetter zur Arbeit radelt?, befürchtet die berufstätige Frau kurz bevor sie das vom Paketdienst zugestellte Teil zum ersten Mal überwerfen will.
Eine Kollegin springt ihr gleich mit einem Ratschlag bei und erzählt von ihrem umweltbewussten Umgang mit Kosmetika in der Teenagerzeit: Die vielen selbst gemischten Körnerpeelings ließen irgendwann wohl den Badewannenabfluss sprießen. „Ich habe festgestellt, dass manchmal ein bisschen Chemie von Vorteil sein kann“, sagt die von ihrer Erfahrung nachhaltig geprägte Kollegin, die angesichts des Grüns in der Badewanne einst mächtig Ärger mit der Mutter hatte.
Da fallen der verunsicherten Radlerin auch noch weitere ungewöhnliche Blüten ein. Ein Bekannter hatte in seiner Jugend plötzlich ein stark vermindertes Hörvermögen und dazu Ohrenschmerzen. Als seine Mutter mit ihm daraufhin zum Arzt ging, fand dieser Überraschendes im Gehörgang: Der Junge hatte sich – wohl inspiriert durch die Erbse in der Nase in Astrid Lindgrens Madita-Reihe – eine Bohne ins Ohr gesteckt, um zu überprüfen, was passiert. Der damals Elfjährige vergaß sein Experiment allerdings. Bis es anfing zu keimen.
Da ist ein Bäumchen im Cape – zumindest bis zu einer gewissen Größe und Gewicht – noch das kleinste Unkraut, beschließt die Businesspedalistin für sich. Gerade in diesen Tagen peitschenden Regens will sie lieber nicht durchnässt im Morgenmeeting erscheinen. Und der sprießende Regenüberwurf kann, bevor der Chef unangenehme Fragen stellt, sicher vergraben werden...