EZ-Redakteur Oliver Stortz äußert sich über einen neu entwickelten Drehbuchroboter.
EsslingenFesselnd soll’s bitteschön sein, für Gänsehautmomente sorgen wie für Herzschmerz – und Gesprächsstoff bieten. Fürs Büro. Am nächsten Morgen. Die Zutaten für eine erfolgreiche Fernsehserie sind stets dieselben – ein Sack voll Spannung, eine Prise Romantik, ein tapferer Held und ein paar möglichst verschrobene Nebendarsteller, neudeutsch: Sidekicks. Fertig ist das Kriminalmenü, ob skandinavisch, englisch, „netflixisch“ oder aus heimischer Produktion. Dass ein Autor vonnöten ist, der fürs gecastete Ensemble eine überraschende, aber halbwegs schlüssige Handlung erdenkt, davon ging man bislang aus. Jetzt aber haben Wissenschaftler einen Algorithmus entwickelt, der dem Menschen, für den Kreativität längst eine Zumutung geworden ist, das Geschichtenerfinden abnimmt. Ein Drehbuchroboter also, ein digitaler Billy Wilder, der gewiss seine ganze binäre Leidenschaft in die Waagschale wirft, um sein adrenalinsüchtiges Mattscheibenpublikum zu verzücken. Man darf also gespannt sein auf die Geistesblitze, die aus dem Prozessor kommen, auf die Leinwandhelden der schönen neuen Fernsehwelt. Die Forscher mag man ermutigen, nicht nachzulassen in ihrem Erfindergeist. Am allerschönsten wäre es, wenn sie als nächstes ein paar Roboter entwickeln, die den ganzen Mist dann auch für einen anschauen.