Karla Schairer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Ohrwürmer sind nicht immer erwünscht. EZ-Redakteurin Karla Schairer hat gerade mit einem besonders hartnäckigen Exemplar zu kämpfen und erforscht, was gegen den Psychoterror hilft.

EsslingenEs dudelt aus dem Radio in Dauerschleife der frisch gekürte Sommer-Hit „Senorita“ von Shawn Mendes und Camila Cabello. Doch auch wenn das Radio aus ist, schmachten sich die beiden in meinem Kopf weiter an (ooh la la la) – ein Ohrwurm. Dabei finde ich das Lied nicht mal gut. Es ist wie ein Schluckauf im Kopf. Je mehr ich mich versuche abzulenken, desto lauter singen Shawn und Camila. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen: Die Psychologen Philip Beaman und Tim Williams von der britischen University of Reading fanden in einer Studie heraus: Menschen, die versuchen, sich abzulenken, hatten das Lied im Schnitt 40 Minuten lang im Ohr. Wer sich dagegen gar nicht weiter um seinen Ohrwurm kümmerte, war ihn durchschnittlich nach 22 Minuten wieder los. Ich dagegen habe ihn schon ganze 48 Stunden!

Ich klage mein Leid den Kollegen (was ich später noch bitter bereuen werde) und bekomme den Tipp, „Xanadu“ aus den 80ern im Kopf zu singen. Der Song sei neutral und die Melodie nicht ganz so nervig, verspricht die Kollegin. Doch nein, „Senorita“ ist hartnäckig. Was vor allem daran liegt, dass ein Kollege es sich zum Spaß macht, dafür zu sorgen, dass ich den Ohrwurm auch ja nicht loswerde: Er schickt mir das Musikvideo per Mail, aufs Handy – kurz bevor ich schlafen möchte – und summt die Melodie, wenn wir uns begegnen. Ich habe keine Chance, es ist Psychoterror.

In meiner Verzweiflung googele ich, was gegen den Ohrwurm helfen kann: Das Internet rät, mir den Liedtext genau anzusehen. So könne ich die Endlosschleife durchbrechen. Ich fange an den Text zu lesen, der ist jedoch so schlecht, so inhaltsleer (ooh la la la), dass ich abbrechen muss. Leichte Sudokus sollen helfen, jedoch muss ich arbeiten, stundenlange Rätsel sind nicht drin.

Angeblich auch hilfreich: Zimtschnecken. Der Zimt beschäftige das Gehirn so sehr, dass der Ohrwurm verschwindet. Nur: keine Zimtschnecken weit und breit. Dafür der Kollege, bei dessen Anblick es bei mir im Kopf schon losgeht: ooh la la la. Mein Trost: Das Lied ist mittlerweile auch bei ihm zum Ohrwurm geworden.