Quelle: Unbekannt

Wie viel Humor verträgt der Tod? Genau so viel wie das Leben. Das meint jedenfalls Claudia Bitzer.

EsslingenDer Sommer war groß. Die vielen sonnigen Tage der vergangenen Wochen haben auch das Leben auf den Friedhöfen verlängert. Erst in den vergangenen Tagen hat das Erika den Begonien den Rang abgelaufen. Und manch einem ging es bei der Grabpflege mit Heidekraut und Trockengestecken wie mit dem Sensenmann: Die sollen gefälligst noch warten. Die tristen Monate und die schwer einschätzbare Ewigkeit währen schließlich noch lange genug. Dennoch haben wir demnächst November – der Monat, in dem sich bekanntlich Volk und Individuum in Trauer hüllen.

Und man fragt sich: Wie viel Humor verträgt Gevatter Tod? Als vor nicht allzu langer Zeit die Meldung durch die Presse ging, dass ein Mädchen vor einem Horrorhaus in einem niederfränkischen Freizeitpark auf den wahrhaftigen Grabstein ihres Großvaters gestoßen ist, titelte eine Zeitung „Opa! Du hier?“ Geschmacklos? Das war allenfalls das Gebaren des Betreibers, der sein Ensemble mit Horrorlazarett und Leichenkammer mit ausrangierten Grabmalen dekoriert hat, ohne die Aufschriften darauf entfernen zu lassen. Ihn mit spitzer Feder bloßzustellen, war wunderbar.

Zumal der Tod zum Leben gehört: Neulich ging ein Anfang 30-Jähriger mit seinen beiden Kindern über den Esslinger Ebershaldenfriedhof. Beide, der Junge geschätzt fünf Jahre alt, das Mädchen um die drei, hüpften um ihren Vater herum. Sie hatten keinerlei Berührungsängste mit diesem Ort der 1000 Gräber. Beschäftigt hat er sie aber wohl doch. Der Junge plauderte jedenfalls unverdrossen drauf los. „Zuerst kommt die Sarah. Dann die Mama.“ Dann zögerte er etwas, grinste über das ganze Gesicht und sagte zu seinem quicklebendigen Vater: „Vielleicht stirbst aber ja auch du zuerst?!?“

Man kann sich jedenfalls nur wünschen, dass man sein Hinscheiden irgendwann einmal mit so viel Hoffnung und Humor nehmen kann wie Heinrich Heine. Als der Dichter 1856 in Paris im Sterben lag, soll seine Frau gebetet haben, dass Gott ihm verzeihen möge. Heine sagte nur: „Zweifle nicht daran, meine Liebe, er wird mir verzeihen. Das ist sein Geschäft!“