Claudia Bitzer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Claudia Bitzer sinniert in ihrem Rückspiegel der Woche über Neujahrsempfänge, Meghan und Harry und die Bon-Pflicht in Bäckereien und auf einsamen Almhütten.

EsslingenDas britische Königshaus hat seinen Megxit – Prinz Harry und Gattin Meghan wollen sich aus der Premier League der Royals verabschieden und auf Privatiers machen. Da ist es doch schön, dass die Esslinger Tradition des Neujahrsempfangs so ungebrochen weiterlebt und OB Jürgen Zieger nach wie vor gerne in der ersten Reihe steht. Auch in diesem Jahr haben sich wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger britisch-brav hinten angestellt, um dem Oberbürgermeister und seiner Gattin im Neckar Forum ein gutes Neues zu wünschen. Natürlich per Handschlag. Man kann den beiden nur wünschen, dass sie genügend Desinfektionslösung dabei hatten, um das Defilee der Untertanen samt ihrer Viren zu überstehen. Im Hochadel trägt man für solche Zwecke ja Handschuhe. Vielleicht sollte sich der OB das fürs nächste Jahr mal überlegen. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Würdenträger und Teilnehmer von solchen Events, die sich in diesen Tagen nur so jagen.

Ansonsten ist die erste Woche nach den Weihnachtsferien durchaus beschaulich angelaufen. Allerdings nicht für die Rettungskräfte, die sich am Dreikönigstag so sehr bemüht haben, einen 21-Jährigen vor dem Ertrinken im Neckar zu retten. Der junge Mann ging vor den Augen eines mutigen Polizisten unter, der ihn aus dem kalten Wasser am Esslinger Merkelpark ziehen wollte. Dafür endete das Blitzeis, das viele Berufspendler aus dem Kreis Esslingen bei ihrer Rückkehr in den Alltag am Dienstagmorgen überrascht hat, relativ glimpflich.

Für richtig viel Ärger sorgt in diesen Tagen aber die neue Bon-Pflicht. 1,3 Kilometer umweltschädliches Papier pro Tag werden auf diese Art und Weise allein in den Filialen der Bäckerei Schultheiß zwangsproduziert. Falls es die Bäcker und ihre Kundschaft im Kreis tröstet: In Österreich hat die Plicht zum Kassenzettel schon vor mehreren Jahren eine Protestlawine ausgelöst. Denn wie kann man von der abgelegensten Skihütte auf 3000 Meter Höhe ohne Strom eine elektronische Kasse verlangen? Einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 2016 zufolge hatte die neue Registrierkassen- und Belegpflicht bereits ein halbes Jahr nach Einführung dazu geführt, dass allein in der Region Hochkönig fünf Hütten nicht mehr aufsperrten. Das wollen wir für die Bäcker nicht hoffen.

Vom Jagertee zur Wohnungsnot: Das Regierungspräsidium hat jetzt den neuen Esslinger Flächennutzungsplan genehmigt, der 3100 neue Wohnungen in Aussicht stellt. Die meisten davon liegen aber in weiter Ferne. Und man muss davon ausgehen, dass der Bau jedes einzelnen Hauses hart umkämpft wird. Wobei wir wieder beim Esslinger Neujahrsempfang wären, auf dem der OB das abnehmende Wir-Gefühl in der Gesellschaft beklagt hat. Das hätte doch glatt auch die Queen gesagt haben können!