Nicole Spiegelburg. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Nicole Spiegelburg berichtet von Erfahrungen mit „Super-Mamis“

Esslingen Mit einem Kind tritt nicht nur ein ganz neuer Mensch in das eigene Leben, sondern eine bislang unbekannte Spezies: andere Mütter. Ihnen begegnet frau schon im Yoga-Kurs für Schwangere, wo Kugelbäuche zum Vergleich antreten, während die innere Mitte darüber ganz in Vergessenheit gerät. Wenn das Baby dann da ist, sind auch die anderen Mütter wieder da. In scheinbar harmlosen Kursen wie PEKIP, Krabbelgruppe oder Babyschwimmen geht es um harte Fakten: Welches Baby schläft am schnellsten durch? Welche Mama kocht den biologisch-dynamischsten Babybrei? Welches Kind lernt als erstes zu krabbeln? Klar, dass Mütter von Babys, die schnell und gut durchschlafen, in der geheimen Hierarchie ganz oben rangieren und die Mamas mit Trotzkindern weit unten.

„Ach, dein Kleiner ist schon in der Kita?“ oder „Was, du bist immer noch zuhause?“ – solche Sätze sitzen und lassen Mutter – ob arbeitend oder daheim – garantiert mit einem schlechten Gewissen zurück. Überhaupt sind Kitas beliebte Tummelplätze für den unausgesprochenen „Ich bin die beste Mama“-Contest. Gerade hat einem aus dem Badezimmerspiegel noch das knittrige Selbst mit dunklen Schatten unter den Augen und Schnodderspuren auf der Schulter entgegenblickt, da steht sie plötzlich vor einem: die Super-Mami, die eben schnell ihre Kleine gebracht hat, bevor sie mit akkurat gezogenem Lidstrich und perfekt sitzender Frisur zum nächsten Termin entschwebt und dabei mitfühlend fragt: „Hattet ihr eine schlechte Nacht?“. Denn selbstverständlich darf „best mom ever“ auch sich selbst nicht vernachlässigen, wenn sie den inoffiziellen Titel halten will. Und den Haushalt schon gar nicht. Überprüfen lässt sich das am besten bei einem Spontanbesuch. Also schnell mal klingeln, um an die Sachen für den Kindersachenbasar zu erinnern. Dann die Ernüchterung: Die jahreszeitlich passende Dekoration vor der Haustür setzt sich tatsächlich im fusselfreien Wohnzimmer fort. Doch damit nicht genug: Während „Durchschnitts-Mama“ auf dem fleckenlosen Sofa Platz nehmen soll, bis der Cappuccino fertig ist, stellt „best mom“ schnell noch das Bügeleisen ab. Heute war die Unterwäsche dran. Wahrscheinlich muss man sich manchmal einfach mit der eigenen Durchschnittlichkeit begnügen.