Patrick Kuolt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Redakteur Patrick Kuolt berichtet von seinen Erlebnissen beim Begehen von 328 Treppenstufen, die nicht einmal so groß wie seine Schuhe waren.

EsslingenVergangene Woche hatte ich zwei Tage frei. Mittwoch und Donnerstag. Beide Tage habe ich mit meiner besseren Hälfte in Frankfurt verbracht. Anlass war ein Konzert in der Stadt am Mittwochabend. Um anschließend nicht spätnachts nach Hause fahren zu müssen, hatten wir ein Hotel für eine Nacht gebucht.

Gut, ich will ehrlich sein, meine Passion für Fotografie und die zahlreichen architektonisch hochinteressanten Motive, die die Mainmetropole bietet, haben bei der Entscheidung, länger zu bleiben, sicherlich auch eine Rolle gespielt. Jedenfalls machten wir uns am Donnerstagmorgen auf den Weg in die Frankfurter Innenstadt. Unser Weg führte uns durch die Einkaufsmeile, das Bankenviertel und die Altstadt. Dort wartete zum Abschluss unserer Tour die Aussichtsplattform des Kaiserdoms St. Bartholomäus auf uns.

„66 Meter, 328 Stufen“ stand an der Tür. Wir wussten vorher bereits, dass wir ein paar Schritte zu gehen hatten, um die schöne Aussicht vom Dom genießen zu können – aber 328 Stufen!? Geschenkt, schaffen wir, dachten wir uns. Dass man aber durch die enorm enge und niedrige Bauweise des Treppenhauses Probleme haben würde, aufrecht zu stehen und seitliche Bewegungen nur wenig bis gar nicht möglich sind, war uns nicht bewusst. Unter großer Anstrengung schafften wir es schwitzend trotz aller Probleme nach oben. Und es lohnte sich: Der Blick entschädigte für vieles.

Allerdings stand uns noch der Abstieg bevor. Ich musste mit Tippelschritten jede Stufe einzeln nehmen, weil meine Schuhe zu groß für die Stufen waren. Wir hatten grade ein paar Stufen zurückgelegt, da kam Gegenverkehr auf der Treppe. Eine Nonne, etwa 75 Jahre alt, stand da und lächelte. Sie schnaufte merkwürdigerweise nicht ein bisschen, sondern machte leichtfüßig einen Schritt zur Seite, um uns vorbeizulassen. Weil ich innen auf der Stufe an ihr vorbei musste, hatte ich Bedenken, dass ich abrutsche, wenn ich einen großen Schritt mache. Als ich mich an ihr vorbeizwängte, hielt mich die Nonne am Arm fest, um mich zu stützen. Dabei sagte sie: „Ich halte Sie, keine Angst, Sie schaffen das!“ Ich fühlte mich schlecht, mein Selbstvertrauen war angeknackst. Etwa 290 Stufen später waren wir wieder unten. Mit zwei Beulen am Kopf, weil ich die Höhe des Gangs falsch eingeschätzt hatte und mit zitternden Oberschenkeln. Aber mit tollen Bildern. Und das ist doch das, was zählt, oder?