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Untertürkheim - Was hat schwarzer Humor, Gräfin Leutrum, die Schwaben und Frauengeschichten im deutschen Südwesten miteinander zu tun? Auf den ersten Blick rein gar nichts. Schaut man aber auf das Programm des LandFrauenvereins, so erkennt man schnell den Zusammenhang.
Mit einem Vortrag über die Verbandsgründerin Marie-Luise Gräfin Leutrum von Ertingen begann im Januar der zweite Teil des Winterprogramms. Gräfin Leutrum wurde von der Sozialministerin a. D. Annemarie Griesinger einmal mit diesen Worten charakterisiert: "Mit Herz und Verstand hat sie ihre Ziele erreicht. Sie hat viele Brücken geschlagen und viele Menschen zusammengeführt. Sie hat uns mit ihrem Vorbild ermutigt, nie aufzugeben und mit Leistungsbereitschaft und mit Gottvertrauen unsere Aufgaben täglich neu anzupacken." 1905 als Tochter von Wohlgemut und Ruth Steiner in Laupheim geboren, war sie von frühester Kindheit an mit der Landwirtschaft und den Aktivitäten der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine in Württemberg (ihre Mutter war langjährige Vorsitzende) vertraut. Als erste weibliche Studentin schloss sie ihr Studium in Hohenheim mit einem Diplom ab. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann Hubertus Graf Leutrum von Ertingen kennen. In der Nachkriegszeit setzte sie das Erbe ihrer Mutter zum Wohle der LandFrauen in vielen Funktionen fort. Vom Vorsitz im Ortsverein in Unterriexingen bis zur Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes. Aus ihrem Engagement und ihren Ideen entwickelte sich der LandFrauenverband Württemberg-Baden, mit über 55 000 Mitgliedern Baden-Württembergs größter selbständiger Frauenverband, sowie der Deutsche LandFrauenverband mit über 550 000 Mitgliedern. Ihre Aktivitäten brachten ihr in hohem Maße Achtung und Anerkennung ein. Ihr Name bleibt auch nach ihrem Tod 1980 mit der Geschichte der LandFrauen eng verbunden.
Der nächste Programmpunkt, ein Vortag über Fette und Öle, musste auf den 8. März verschoben werden. Daher fügte sich das Tageseminar über "Frauengeschichte(n) im deutschen Südwesten" bestens an den Vortrag über Gräfin Leutrum an. Haben die Bestrebungen der Frauenbewegungen doch mit dazu beigetragen, die Stellung der Frauen in der Gesellschaft zu verändern. Paula Lutum-Lenger, stellvertretende Museumsdirektorin im Haus der Geschichte in Stuttgart, erläuterte in einer spannenden Führung durch ihr Haus wie sich das Land und hier vor allem auch die Stellung der Frau vom 19. bis zum 20. Jahrhundert entwickelte. Eine Führung, die alle begeisterte und dazu animierte dieses interessante Haus wieder zu besuchen. Für alle, die am Wein interessiert sind, verstand sie es zudem die Konzeption der Sonderausstellung "Reinen Wein einschenken" anschaulich zu vermitteln. Den politischen Part dieses Tages bestritt Staatsekretärin Friedelinde Gurr-Hirsch. Sie ermunterte die Frauen, den Spagat zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt zu wagen.
Nach soviel "Frauenpower" waren die Männer an der Reihe. Den Anfang machte Hanns-Otto Oechsle, seines Zeichens Mundartautor und noch für kurze Zeit Lehrer aus Oberstenfeld. Er traf mit seinen knitz vorgetragenen Geschichten und Gedichtchen genau den richtigen Ton und die Lachmuskeln. Wenn manche den Schwaben nachsagen, sie würden nur im Keller lachen, so dürfen wir diese getrost als Halbdackel bezeichnen. So oder so ähnlich lauteten die Weisheiten, die verständnisvolles Nicken, Schmunzeln und Lachen bewirkten.
Lachen war auch angesagt beim nächsten "Männervortrag". Zum Nachmittagskaffee mit Musik fand man sich in der Gaststätte Luginsland ein. Doch nicht Heino oder die Kastelruther Spatzen lieferten die Texte, sondern Georg Kreisler, der österreichische Chansonier und Satiriker. Perfekt vorgetragen von Kai Müller, was die Texte und die Begleitung auf dem Flügel anbelangt. Mit stürmischem Beifall wurden die zum Teil bekannten frechen, zutreffenden Chansons bedacht. Große Verwunderung bei einigen über den rabenschwarzen Humor des bereits 1922 geborenen Kreisler, nicht nur bei einem seiner wohl bekanntesten Lieder "Gehn mr Tauben vergiften im Park". Rita Warth
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