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Vor allem Washington, London und die militärische NATO-Führung fordern mehr Soldaten für die derzeit rund 35 000 Mann starke Afghanistan-Schutztruppe ISAF. Dagegen machten wichtige Bündnispartner wie Deutschland, Frankreich, Italien und das Gastgeberland Spanien klar, dass sie keine Erhöhung der Zahl ihrer Soldaten planen.
In Deutschland entfachte derweil der Regierungsbeschluss zum Einsatz von sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen zur Luftaufklärung in Afghanistan eine Diskussion über die Risiken für die Piloten und den Charakter der Mission. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), sprach von teilweise unkalkulierbaren Gefahren. "Auch diese Mission ist - ebenso wie andere - keine Kaffeefahrt", sagte er. Für SPD-Fraktionschef Peter Struck ist die Verlegung der Luftwaffen-Tornados "ein Kampfeinsatz". Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Bernhard Gertz, hält die Gefahren dagegen für kalkulierbar. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte betont: "Aufklärung ist nicht Kampfeinsatz." Das Parlament will im März endgültig entscheiden.
Jung erläuterte in Sevilla seinen NATO-Kollegen den Beschluss der Bundesregierung. "Wir benötigen in Afghanistan in ausreichendem Maße Militärkräfte, damit diese ihre Aufgabe erfüllen können", sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. Das Militär alleine könne nicht für Stabilität in Afghanistan sorgen. "Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz", sagte de Hoop Scheffer. "Die Lösung kann letzten Endes nur eine zivile sein. Aber wir brauchen das Militär, um dies zu ermöglichen." Zu einer zivilen Lösung gehörten die Entwicklung des Landes und der Wiederaufbau eines Staatsapparats.
NATO-Oberbefehlshaber Bantz Craddock fordert laut Diplomaten 2000 Soldaten zur Verstärkung der Afghanistan-Schutztruppe ISAF. Außerdem brauche die Truppe mehr Hubschrauber und Transportflugzeuge. Auch US-Verteidigungsminister Robert Gates forderte den Diplomaten zufolge, die NATO müsse die von den Taliban ausgehende Bedrohung beenden. Der dänische Verteidigungsminister Sören Gade forderte den Einsatz der 20 000 Mann starken Schnellen Eingreiftruppe "NATO Response Force" NRF: "Wenn wir sie nicht benutzen, dann werden wir sie verlieren, weil niemand sie braucht." Der Einsatz der NRF ist im Bündnis höchst umstritten.
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