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Von Carlos Ubina
Beim Fußball läuft es gelegentlich wie beim Wetterbericht: Sämtliche Voraussagen erweisen sich als falsch. Noch vor kurzem schien in Bremen die Sonne, die Aussichten waren prima und verhießen dem SV Werder den fünften Griff an die Meisterschale. Im Weserstadion wurde das Spiel mit der Kugel zelebriert und die Werder-Fans begrüßten den abstiegsbedrohten Nordrivalen aus Hamburg mit dem Spruchband: "Auf geht's zum letzten Derby".
Nach drei Niederlagen und dem Sturz von Tabellenplatz eins auf drei herrscht nun ein Tief über Bremen, ein Sturmtief glauben viele. Die Mannschaft hat ihre spielerische Leichtigkeit verloren und Miroslav Klose trifft nicht mehr. "Jeder weiß, dass ich das besser kann", sagt der Nationalstürmer. Die Formkurven seiner abwechselnd eingesetzten Partner Markus Rosenberg, Hugo Almeida und Aaron Hunt zeigen aber ebenfalls nach unten. Trotzig richtet Thomas Schaaf den Blick dennoch nach oben. "Ich habe kein gurkenschlechtes Graupenspiel meiner Mannschaft gesehen", sagt der Trainer. Vielleicht war es ein graupenschlechtes Gurkenspiel.
Ein Hoch macht sich derweil über Hamburg breit. Der Einfachheit halber können wir es Huub nennen. Denn seit der Ankunft des Holländers weht ein anderer Wind und dieser scheint die dunklen Wolken zu vertreiben, die monatelang über dem HSV hingen. "Das war ein Schritt, aber wir haben noch viele Schritte vor uns", sagt Huub Stevens über das 2:0 in Bremen. Der Nachfolger von Thomas Doll als Chefcoach setzt auch in der Hansestadt auf die "Stevensive": Hinter der einzigen Spitze Ivica Olic treibt sich Rafael van der Vaart herum. Hinter dem Kapitän soll ein Vierer-Mittelfeld möglichst viele Angriffe schon abfangen, ehe die Vierer-Abwehrkette die restlichen Bemühungen wie lästiges Herbstlaub wegfegt. "Das sagt er in jeder Besprechung", verrät der zweifache Torschütze van der Vaart.
Am Wetterfrosch allein liegt es nicht
Eine Sturmwarnung gibt es für München. Weil der Austausch eines Wetterfroschs nicht immer sofort für Sonnenschein sorgt. Beim FC Bayern hat sich nach dem Trainerwechsel von Felix Magath zu Ottmar Hitzfeld nicht einmal die Stimmung verbessert. Nach dem 0:1 in Aachen eilte Uli Hoeneß wortlos davon. Dass es dem Manager vorübergehend die Sprache verschlägt, deutet auf ein gewisses Reizklima an der Säbener Straße hin. Schließlich droht dem ruhmreichen Rekordmeister der Abschied aus Europas Königsklasse durch das Abrutschen in der Bundesliga und der schweren Champions-League-Aufgabe gegen Real Madrid.
"Man muss jedem Spieler anmerken, dass es um alles geht für den Verein. Ich hoffe nicht, dass das dem einen oder anderen am Arsch vorbei geht", tobt es in Torhüter Oliver Kahn. Jederzeit kann nun der Orka(h)n wieder losbrechen und über Mit- wie Gegenspieler hinwegfegen.
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