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Berlin (dpa) - Das Eingeständnis kam überraschend. Vertreter der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) haben vor deutschen Sportpolitikern erstmals krasse Fehler bei der Umsetzung des Trainings-Kontrollsystems zugegeben. "Wir müssen hier einräumen, dass wir im vergangenen Jahr 201 Fälle von nicht angetroffenen Sportlern an die Sportverbände hätten weitergeben müssen", erklärte Armin Baumert, der neue Vorstands-Vorsitzende der NADA, in Berlin bei einer öffentlichen Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestag. Die Anhörung war angesetzt worden, nachdem in der ARD-Sendung "Mission Sauberer Sport" von 400 Fällen im Jahr 2006 die Rede war, bei denen Athleten zu Doping-Tests nicht angetroffen worden waren. "Diese Zahl können wir hier streichen, sie stammt nicht aus unserem Hause", wiederholte NADA-Geschäftsführer Roland Augustin. Zweifel, ob das praktizierte Kontrollsystem überhaupt zukunftsfähig ist, äußerte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). "Blut-Doping wird überhaupt nicht erfasst, und auch ist die Kontroll-Dichte noch mangelhaft", sagte Prokop und enthüllte zudem eine überraschende Entwicklung: "Im Seniorensport waren in der Vergangenheit 80 Prozent aller Kontrollen positiv." Als Senioren gelten männliche und weibliche Leichtathleten im Alter ab 35 Jahren. Diese Jahrgänge verzeichnen im DLV die größten Zuwachsraten.
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